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Aus: Ausgabe vom 07.08.2013, Seite 13 / Feuilleton

Schalldämpfer (18)

Von Wiglaf Droste
Ralle bemerkte, daß er nur noch drei Reserveschachteln Zichten auf Vorrat hatte und wurde etwas nervös. »Ich gehe mal zum Kiosk«, ächzte er, als er sich von der Bank erhob und den mürben Leib hochwuchtete. »Bringst du mir auch welche mit«, fragte Jan, der Gefallen am Bière Picon gefunden hatte, dem traditionellen Apéritif, den Stéphane auf seiner Terrasse ausschenkte.

»Wenn wir gleich verschwinden«, sagte ich leise zu Stéphane, »werden hier höchstwahrscheinlich die Bullen aufkreuzen.« Stéphane ließ ein fröhliches Grinsen sehen. »Es wird mir ein Vergnügön sein, die deutschön Flics mit der französischön Lebensart ßu konfrontierön. Wir spreschön nischt mit där Polißei.«

»Das war mir klar«, sagte ich und drückte ihm den Arm. »Aber möglicherweise werden auch vier Freunde vorbeikommen und nach uns suchen. Es wäre doch blöd, wenn die…« Stéphane unterbrach mich. »Is’ kein Probläm«, sagte er beruhigend. »Isch kenne Klaus. Er ist ein sehr umsischtigör Mann. Mach dir keine Sorgön.«


»Gut«, gab ich zurück. »Sag ihm, wir sind im Jüdischen. Er weiß dann Bescheid.«

Ralle kam zurück; außer einer Containerladung Zigaretten hatte er eine Ausgabe von Bild dabei. »Die Gülle mußte ich euch einfach zeigen«, rief er lachend und warf das Altpapier auf den Tisch. »Mitten in Deutschland! Der Terror gegen die Bundeswehr«, las Ralle laut vor. »Ja wo denn sonst?« fragte er. »Und wieso Terror? Das ist Sachbeschädigung, sonst gar nichts.«

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