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Aus: Ausgabe vom 03.07.2013, Seite 13 / Feuilleton

Vergessen Sie Biermann

In Berlin und Innsbruck kommen in diesem Monat Gedichte von Inge Müller auf die Bühne. »Ich habe sie vergessen«, schrieb Wolf Biermann über die kriegstraumatisierte Dichterin. »Durch diese Frau habe ich durchgeguckt.« Als Autorin begann die Berlinerin 1949 mit Kinderrevuen für den Friedrichstadtpalast, später ging sie ihrem dritten Ehemann Heiner zum Beispiel beim Drama »Der Lohndrücker« zur Hand. Gut zwei Jahrzehnte nach ihrem Suzizid (Gasvergiftung) erschien 1985 eine Auswahl ihrer Gedichte unter dem Titel »Wenn ich schon sterben muß«. So heißt nun auch das Stück, in dem Müller von zwei Darstellerinnen verkörpert wird. Eine hat in London Ballett gelernt und Schauspiel in Rostock, wo die andere gerade eine Klavierausbildung macht. In dem kollektiv konzipierten Stück geht es um Scham und Ekel angesichts herrschender Verhältnisse in Gedichten wie »Europa / In den Gaskammern / Erdacht von Männern / Die alte Hierarchie / Am Boden Kinder / Und Frauen drauf / Und oben sie die starken Männer: / Freiheit und democracy.« (Auszug). Zu sehen ist »Wenn ich schon sterben muß« von Freitag bis Sonntag, 20.30 Uhr, in der Theaterkapelle Berlin Friedrichshain sowie am 23. Juli, 18 Uhr, in Innsbruck. (jW)

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