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Aus: Ausgabe vom 28.03.2013, Seite 12 / Feuilleton

Heine im BE

Die Idee des Berliner Ensembles, Heinrich Heine in einem altertümlichen Schulzimmer von Schauspielern lesen zu lassen, so, als ob die unterschiedlich aufmüpfigen Schüler seine Texte wie Parolen zitieren, die sie dem Lehrer an den Kopf werfen oder hinter seinem Rücken sprechen, ist einleuchtend. Widerständigkeit gegen Engstirnigkeit. So sind die Textausschnitte größtenteils auch so ausgesucht und zusammengestellt worden, daß immer etwas gebrochen wird, die Erwartung von Harmonie etwa, indem die Blumenlieder nur jeweils mit einer Anfangsstrophe angedeutet werden, und deren Sprecherin für vorpubertäre Schwärmerei bewußt sureal auftritt. Viel realer sind hingegen die diversen Pobleme mit den Autoritäten, dazu wird ausgiebig aus dem »Wintermärchen«, aber auch aus Heines politischen Schriften zitiert. »Freiheitsliebe ist eine Kerkerblume«. Eine lohnenswerte Erinnerung an den großen freiheitsliebenden Dichter der Matratzengruft, Freund aller Aufmüpfigen in der Welt, mit weichem Herzen und scharfer Zunge.(anj)



Nächste Vorstellung: 31.3., 20.15 Uhr

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