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Aus: Ausgabe vom 28.12.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Palästinenser im Syrien-Krieg

Bewaffnete Aufständische versuchen seit Monaten, die in Syrien lebenden Palästinenser auf ihre Seite zu zwingen. Mitglieder der Hamas hatten bereits 2011 aktiv in den Konflikt eingegriffen und die Kämpfer unterstützt. Aktiv beteiligten sich Palästinenser an der Hilfe für Inlandsvertriebene, teilweise im Rahmen von offiziell nicht anerkannten Organisationen, zumeist im Rahmen der palästinensischen Volkskomitees und – inoffiziell – mit Hilfe der UN-Organisation zur Unterstützung der palästinensischen Flüchtlinge, UNRWA.

Im Januar 2012 zog die Hamas-Führung sich aus Damaskus zurück, wo sie seit dem mißglückten Mordanschlag auf Hamas-Führer Khaled Meschaal in Jordanien (1997) ein festes Quartier hatte. Die linken palästinensischen Organisationen DFLP und PFLP lehnen die Einmischung in den innersyrischen Konflikt ab. Kritik äußern sie auch an der Volksfront zur Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC), deren Kämpfer sich aktiv an die Seite der syrischen Armee und Sicherheitskräfte gestellt haben.

Das einstige Flüchtlingslager Yarmuk im Süden von Damaskus beherbergt heute knapp 200000 der insgesamt 500000 Palästinenser, die in Syrien leben. Zwar wird Yarmuk von den Palästinensern noch immer als »Lager« bezeichnet, tatsächlich ist es aber ein Stadtteil mit rund einer Million Einwohner. In den umliegenden Ortschaften Tadamoun und Hajar al-Aswat richteten bewaffnete Gruppen seit Sommer 2012 Stützpunkte ein, von wo sie Angriffe auf Yarmuk starteten, das wie ein Puffer zwischen den Außenbezirken und der Damaszener Innenstadt liegt.

Am 16. Dezember starteten die Aufständischen eine Offensive auf Yarmuk und verkündeten wenige Tage später die Einnahme des Lagers. Zehntausende waren vor den Kämpfen in andere Stadtviertel, teilweise zu Verwandten bis in den Libanon geflohen. Berichte von Angriffen der syrischen Luftwaffe auf das Lager wurden offiziell dementiert. Die Armee sei nicht eingeschritten, erklärte Informationsminister Omran al-Zorbi.

DFLP und PFLP forderten in einer gemeinsamen Stellungnahme die Aufständischen (der »Freien Syrien Armee«) auf, sich sofort zurückzuziehen, ansonsten würden die palästinensischen Selbstverteidigungskräfte ihre Wohnviertel verteidigen. Ein DFLP-Vertreter, der anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber jW, die Organisationen hätten Waffen an die Bevölkerung verteilt.

Nach dem Rückzug kehrten viele Menschen wieder in ihre Wohnungen in Yarmuk zurück. UNRWA riet allerdings wegen anhaltender Schießereien davon ab. An Weihnachten waren 5775 syrische und palästinensische Vertriebene aus Yarmuk in UNRWA-Schulen und Ausbildungszentren in anderen Teilen von Damaskus registriert.

(kl)

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