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Aus: Ausgabe vom 07.09.2011, Seite 3 / Schwerpunkt

Kontrast

Diskussion statt Dokufiction
Das ZDF zeigt heute abend den Film »An einem Tag in Kundus – Der tödliche Befehl«. Die 45minütige »Dokufiction« ist ganz im Sinne der Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz sind. Thema ist das von Bundeswehroberst Georg Klein Anfang September 2009 angeordnete Bombardement zweier von afghanischen Aufständischen geraubter Tanklaster, bei dem mehr als 100 unbeteiligte Zivilisten getötet wurden. Kritik an Klein wird beim Zweiten nicht geübt (siehe jW vom 3./4. September 2011).

Als Kontrastprogramm werden in der jW-Ladengalerie heute abend die Bücher »Umgangssprachlich: Krieg. Testfall Afghanistan und deutsche Politik«, herausgegeben von Mario Thal, und »Afghanistan – So werden die ›neuen Kriege‹ gemacht« vorgestellt. Wie Medien den Krieg am Hindukusch rechtfertigten und dabei einen scheinbar demokratischen Meinungspluralismus an den Tag legten, der das Geschehen im Bundestag flankiert, wird im letztgenannten Buch von Wolfgang Gehrcke, Christel Buchinger, Jutta von Freyberg und Sabine Kebir mit einer Analyse von Bild, Zeit und taz beispielhaft nachgezeichnet. Untersucht wird auch die Macht der Sprachbilder, der Propaganda, der Mythen und was sich hinter ihnen verbirgt. Der Band zeigt, wie es passieren kann, daß die große Mehrheit der Bundestagsabgeordneten Opfer der eigenen Propaganda und Mythen wird, und wie sich die Parlamentarier, wenn sie denn kritische Fragen an die Regierung stellen, mit billigen Ausflüchten abspeisen lassen. Was aber kann das Parlament aus dem Tiefschlaf wecken, das alljährlich die Fortsetzung des Krieges beschließt, der von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird?


* Buchvorstellung und Diskussion mit den Linke-Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen und Wolfgang Gehrcke sowie der Autorin Sabine Kebir, heute, 19 Uhr in der jW-Ladengalerie in Berlin-Mitte (Torstraße 6). Moderation: Thomas Wagner

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