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Aus: Ausgabe vom 09.11.2010, Seite 13 / Feuilleton

Brecht-Frisur

Dann kam die Weigel überglücklich und sagte: ›Brecht möchte Sie kennenlernen!‹ Ich wühlte mich durch die Menge, und dann sah ich Brecht. Er war von Leuten umringt, hatte eine graue Jacke an und die gut erkennbare Brecht-Frisur. Die Menschen hingen an seinen Lippen, und ich dachte mir: ›Das muß Brecht sein. Wer so bedeutend ist, wer so eine Jacke und eine Brecht-Frisur trägt und so viel Leute an seinem Mund hängen hat, der muß es sein.‹ So sprach ich ihn an, doch der guckte nur verblüfft. Es war Paul Dessau. Und dann blieb eigentlich nur der Pförtner mit einer grauen Jacke. Der zeigte auf einen kleinen, höflichen Mann, der dann auf uns zukam, mir die Hand gab und sich vorstellte: ›Brecht‹.« So erinnert sich Manfred Wekwerth im Gespräch mit Joachim Lang an seine erste Begegnung mit dem Dramatiker und Schriftsteller, dessen Schüler er werden sollte. Später wurde Wekwerth Leiter des Berliner Ensemble. »Ohne Brecht wäre ich wahrscheinlich Mathematiker geworden«, sagt der heute 81jährige. Nachzulesen ist das Gesprächs­protokoll zwischen Wekwerth und Lang in dem Buch »Neues vom alten Brecht«, das gerade im Berliner Aurora-Verlag erschienen ist und das heute Abend in der jW-Ladengalerie vorgestellt wird.(jW)

heute, 19 Uhr, jW-Ladengalerie, Torstr. 6, Berlin

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