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Aus: Ausgabe vom 02.05.2008, Seite 13 / Feuilleton

Starker Windzug. Preacher for Hillary

Jeremiah Wright war lange Pastor in einer afroamerikanischen Kirche, die nicht untypisch für die USA ist. Seit kurzem ist er im Ruhestand, die Massenwirksamkeit seiner politischen Kommentare allerdings war nie größer. Wright sagt nichts, was er nicht schon früher gesagt hat, z.B. daß den Anschlägen von 9/11 terroristische Operationen der USA vorausgingen. Oder daß er US-Regierungen alles zutraut, inkl. HI-Virus-Kreieren. In seiner Kirche haben solche Aussagen nie gestört. Im Gegenteil: »Die Menschen begannen zu schreien, erhoben sich von ihren Sitzen, klatschten in die Hände, stießen Rufe aus, ja wie ein starker Windzug trug es die Stimme des Reverend bis zu den Deckenbalken hinauf«, dichtete ein Gemeindemitglied 1995. Das Buch mit dieser Passage erschien 2008 auf Deutsch. Es heißt »Ein amerikanischer Traum« und stammt von Barack Obama. Der hat sich selbst und seine Kinder von Wright taufen lassen, ist am 18. März mit einer »historischen Rede« auf Distanz zu Wright gegangen, der daraufhin zum Nationalen Presseklub nach Washington eingeladen wurde, wo er Anfang der Woche die obigen Äußerungen unterstrich. Eine falsche Entscheidung im alten »Wahrheit oder Pflicht«-Spiel. (xre)

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