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Aus: Ausgabe vom 21.04.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Dokumentiert. Warum streiken?

Raphael aus Berlin-Friedrichshain engagiert sich bei der Schülerinitiative »Bildungsblockaden einreißen!«

Ich bin 16 Jahre alt und in der zehnten Klasse. In der Grundschule bekamen wir damals alle Bücher von der Schule. Sie waren etwas mitgenommen, aber wir konnten damit lernen. Irgendwann hieß es, daß Lehrer nicht mehr so viele Kopien machen dürften, weil es weniger Geld gibt.

Dann wechselte ich auf ein Berliner Gymnasium, das zu den besten der Stadt gehört und viele Fördergelder, auch private, erhielt. Noch in meinem ersten Jahr wurden die Gelder des Senats für unsere Schule auf ein Drittel reduziert. Außerdem mußten wir unsere Schulbücher selber kaufen. Das Ergebnis war katastrophal: überall wurde gespart, und das merkte man.


Das führte dazu, daß die Eltern die Initiative ergriffen und das Versäumnis des Senats mit einer Art Fonds ausglichen, in den fast jeder einzahlte und dann Bücher auf Leihgabe erhielt. Das klappte allerdings auch nur zwei Jahre. Letztes Jahr habe ich eines der Bücher einfach nicht gekauft, weil es mir zu teuer war.

Wenn ich überlege, daß unsere Schule noch eine der finanziell geförderten war und daß selbst wir schon große Probleme hatten, will ich an andere Schulen gar nicht erst denken. Im Jahrgang von einem meiner Freunde an einer Realschule bekamen von rund 90 Schülern zum Jahresende nur drei einen Ausbildungsplatz. Ich selber mache Abitur, frage mich aber auch, wie gut meine Perspektiven später wirklich sind. Daher habe ich angefangen zu denken, daß damit Schluß sein muß. Mir war klar, daß ein Zeichen gesetzt werden muß – und daß es von der Basis der Schüler ausgehen muß, damit die Öffentlichkeit und die Politik endlich begreifen, wie wichtig Bildung ist. Deswegen habe ich am ersten Schulstreik teilgenommen. Weil sich seither nichts geändert hat, bin ich wütend, und deswegen werde ich auch dieses Mal wieder auf die Straße gehen und zeigen, daß wir das nicht mehr länger mit uns machen lassen!

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