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Aus: Ausgabe vom 02.03.2007, Seite 13 / Feuilleton

Phantasie an der Macht

Das Problem am auslandsoscarprämierten Film »Das Leben der Anderen« ist weniger seine filmische Form als seine stupende Rezeption. Das in sich stimmige und auch ganz rührende Melodrama spielt nämlich in einer Phantasie-DDR und nicht auf einem anderen Planeten, wo zufälligerweise auch Menschen leben (wie zum Beispiel »Alphaville« von Jean Luc Godard). So freut sich die Bundeskanzlerin, daß Millionen Menschen weltweit etwas über das Leben in der DDR erführen. Das auffälligste an der Film-DDR ist aber, daß es in ihr kaum Menschen zu geben scheint. Die Straßen und die Kneipen leer. Nein, so totenstill war sie nicht, die gute alte Zone! Lothar Bisky versicherte Hugo Müller-Vogg, früher FAZ, nun Bild: »Was falsch war, soll auch falsch genannt werden«, meinte aber einen ganzen Staat und nicht nur einen Film.

(jW)

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