4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 24.02.2006, Seite 16 / Sport

Winterspieleticker

Turin. Claudia Künzel meinte nach dem Gewinn ihrer Silbermedaille im Langlauf-Sprint, sie hätte gegen ein Model verloren, was nicht schlimm sei: »Es ist keine Schande, gegen Cindy Crawford zu verlieren.« Geschlagen worden war die DSV-Athletin allerdings von Chandra Crawford. Die ist erst 22 Jahre alt und kommt aus Kanada. Eine Kanadierin, die Cindy heißt, gibt es in Turin tatsächlich, sie hat bereits vier Medaillen gewonnen und den Familiennamen Klaasen. Am Mittwoch demütigte sie Anni Friesinger über 1 500 Meter. Friesinger entschied am Donnerstag, über 5 000 Meter nicht mehr zu starten.

Wichtig waren am Mittwoch abend die Eishockey-Viertelfinals der Herren: die Finnen schickten die USA nach Hause, die Schweden die Schweizer. In den anderen zwei Partien gewannen die Roten gegen die Weißen. Die Slowaken sahen nach fünf Siegen in der Vorrunde gegen die Tschechen kaum einen Stich. Gut kam in dieser Partie das Rot bei einem Spieler namens »Kuba«, aber auch der Star der Tschechen, Jaromir Jaga, sah schon fast wie ein sozialistisches Model aus. Das täuschte natürlich – fast alle guten Eishockeyspieler dieser Welt verdienen sich in der Nordamerikanischen Hockeyliga (NHL) dumm und dämlich. Als Jaga im ersten Drittel ausrastete, stellte der Eurosport-Kommentator fest: »Geflucht wird hier in der Amtssprache, und das ist Englisch.«

Richtig rot glänzte im hochkarätigsten Spiel des Abends die Sportbekleidung der »Sbornaja«, versehen mit sechs kyrillischen Großbuchstaben:

P O C C I Sonderzeichen-JA. Der siebenmalige Olympiasieger Kanada, seit 1980 bei Spielen immer im Halbfinale, zusammengestellt von einem »General Manager« namens Wayne Gretzky, hatte keine Chance, nicht gegen den Kasachen Nabokow im Tor der Russen, der Paraden antäuschte, Glanzparaden machte – einfach jeden Puck hatte. Am Mittwoch kassierte er kein Tor, im gesamten Turnier bislang zwei. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Das erste von zwei Toren für die Russen markierte Alexander Owetschkin. Danach sprang er gegen die Bande. In den USA wird dieser Mann als die »russische Evolution« des Sports geführt. Er spielt für die Washington Capitals. Es gibt keinen besseren. »Das größte Talent aller Zeiten«, nannte ihn Olaf Kölzig, der kürzlich mal im Tor der Berliner Eisbären stand, ansonsten aber für die Capitals antritt, deshalb auch Jagomir Jaga kennt. Mit Nabokow ist Kölzig nicht zu vergleichen. Die Washington Capitals sind in der NHL keine Topadresse. Sie haben aber Owetschkin unter Vertrag, der heute abend gegen die Finnen aufläuft. Holt die »Sbornaja« Gold, wird sie wie jeder russische Olympiasieger in US-Dollar ausgezahlt: 50 000 kommen von der Regierung, 50 000 vom NOK. (sid/jW)