Gegründet 1947 Dienstag, 24. Juni 2025, Nr. 143
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Online Extra
23.06.2025, 20:17:11 / Ausland

Gegenschlag: Iran beschießt US-Stützpunkt in Katar

Nahostkonflikt_Katar_86421343.jpg
Ziel eines symbolischen Gegenschlags? Satellitenbild des Stützpunkts Al-Udeid in Katar (15.6.2025)

Teheran. Der Iran hat als Vergeltung für die US-Angriffe vom Wochenende den US-Stützpunkt in Katar am Persischen Golf angegriffen. Die Operation mit dem Namen »Verheißung des Sieges« habe begonnen, hieß es in einer Erklärung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Nach Medienberichten wurden auch Raketen auf Ziele im Irak abgefeuert. Der Angriff in der katarischen Hauptstadt Doha galt dem Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid, wie Irans staatlicher Rundfunk berichtete. Welche Ziele im Irak attackiert wurden, war zunächst unklar. Ein israelischer Repräsentant sagte mehreren Medien, der Iran habe insgesamt zehn Raketen auf US-Ziele in Katar abgefeuert. Katar hatte kurz vor den Angriffen die Sperrung seines Luftraums mitgeteilt. Augenzeugen in Doha berichteten, dass zwei Minuten lang Explosionsgeräusche zu hören gewesen waren. Am Himmel seien Flugobjekte, mutmaßlich Drohnen, geflogen.

Kurz vor der Bestätigung der Angriffe in Katar und dem Irak hatte der iranische Präsident, Massud Peseschkian, auf X geschrieben: »Wir haben den Krieg weder begonnen noch angestrebt. Doch wir werden die Aggression gegen den Iran nicht unbeantwortet lassen.« Der Angriff dürfte auch die Beziehungen zwischen dem Golfemirat Katar und Teheran erheblich belasten. Eigentlich gilt das Land als »Vermittler« zwischen Teheran und dem Westen. Der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani, pflegt vergleichsweise gute Kontakte zur iranischen Regierung.

Die New York Times berichtet unter Berufung auf drei iranische Regierungsvertreter, der Angriff auf den US-Stützpunkt in Katar sei mit dortigen Behörden abgesprochen gewesen. Es habe eine Vorwarnung gegeben, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten. Demnach habe der Iran zwar die Notwendigkeit verspürt, einen symbolischen Gegenschlag gegen die USA auszuführen. Man habe jedoch beiden Seiten eine Möglichkeit offenlassen wollen, die Kämpfe zu beenden. Bei dem Angriff auf den US-Stützpunkt hat der Iran nach eigenen Angaben dieselbe Zahl von Bomben eingesetzt, die die USA bei dem Angriff auf die iranischen Atomanlagen benutzt hätten. Die US-Basis sei weit entfernt von bewohntem Gebiet gelegen. An Katar gerichtet hieß es, der Einsatz stelle keinerlei Bedrohung für »unseren freundlichen und brüderlichen Nachbarn dar«.

Der Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid am Rande der katarischen Hauptstadt Doha ist einer der wichtigsten US-Stützpunkte im Nahen Osten. Dort sind Berichten zufolge normalerweise rund 10.000 Soldaten und ziviles Personal stationiert. Der Stützpunkt ist auch die Kommandozentrale des US-Militärs in der Region. Das Hauptquartier des US-Regionalkommandos (Centcom) für den Nahen Osten liegt allerdings in Tampa im Bundesstaat Florida. Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge wurden Kampfflugzeuge, die normalerweise in Katar stationiert sind, angesichts möglicher Angriffe auf andere Stützpunkte verteilt, vor allem in Europa. Weitere Stützpunkte des US-Militärs befinden sich unter anderem in Bahrain, Kuwait oder dem Irak. Insgesamt sind in der Region rund 40.000 US-Soldaten stationiert.

Bereits im Jahr 2020 hatte der Iran einen US-Stützpunkt im Irak mit Raketen angegriffen, nachdem US-Präsident Donald Trump General Ghassem Soleimani, Kommandeur der Auslandseinheit der Revolutionsgarden, hatte töten lassen. Bereits damals standen beide Länder am Rande eines Kriegs.

Die in den vergangenen Tagen von zahlreichen Beobachtern aufgeworfene Frage ist, ob Angriffe auf US-Stützpunkte tatsächlich im Interesse Teherans sind, da sie zu einer weiteren Verwicklung der USA in den militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran führen können, woran vor allem die israelische Regierung interessiert sein dürfte. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, mit voller Härte auf einen iranischen Gegenschlag gegen US-Stützpunkte reagieren zu wollen. (dpa/Reuters/jW)

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

                                                                   junge Welt stärken: 1.000 Abos jetzt!