junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 18. / 19. Mai 2024, Nr. 115
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Aus: Ausgabe vom 07.11.2023, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Der älteste Krieg in Europa

London. Pessimisten nennen den Krieg eine anthropologische Konstante und haben jetzt für ihre Annahme neue Nahrung erhalten. Forscher von der Universidad de Valladolid fanden bei der Untersuchung eines steinzeitlichen Massengrabs in Nordspanien die ältesten bekannten Spuren eines Krieges auf europäischem Boden, wie sie Anfang November in der Zeitschrift Scientific Reports berichteten. Die rund 5.000 Jahre alten Gebeine geben Hinweise auf Verletzungen, außerdem gruben die Archäologen Waffen wie Steinäxte und Speerspitzen aus. Insgesamt konnte das Team 338 Opfer ausmachen, von denen ein knappes Viertel offenbar verwundet worden war: eine der höchsten Raten von Gewaltspuren in prähistorischen Fundstätten. Darunter fanden sich 65 nicht verheilte und 89 verheilte Verletzungen, die also nicht zum unmittelbaren Tod geführt hatten, was einen langen Konflikt andeute, so die Forscher. Überwiegend entstanden sie durch stumpfe Gewalt wie Axthiebe, Knüppelschläge oder Steinwürfe. Ursprünglich galten die Toten des bereits 1985 von einem Baggerfahrer bei Bauarbeiten entdeckten Massengrabs als Opfer eines einzelnen Massakers. Der Konflikt fand mindestens 1.000 Jahre früher statt als die bisher ältesten bekannten Kriege in Europa. Ein Fund aus dem Niltal ist hingegen noch älter. Vor mehr als 13.400 Jahren sollen sich dort Jäger und Sammler über einen längeren Zeitraum bekämpft und dabei Fernwaffen wie Speere eingesetzt haben. (jW)

Mehr aus: Natur & Wissenschaft