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Aus: Ausgabe vom 28.01.2022, Seite 11 / Feuilleton
Liedermacher

Korrektur

Die vierte Strophe vom »Lied vom Tod« geht: »Es hat der Tod einen Anzug an von schlichter Eleganz / Das nimmt dem vorgewölbten Bauch ein Stückchen Eklatanz / Es trägt der Tod die Eff-ah-Zett, darin versteckt er Bild / Und liest etwas vom Zug der Zeit / Zur ›kleinen Arbeitslosigkeit‹ / Und grinst so wundermild.« Wer auch noch geht, das ist der Komponist und Schreiber des Songs, Dieter Süverkrüp. Im Feuilleton der jW wurde er in der Ausgabe vom 27. Januar in einer Albumrezension hagel­dummerweise für tot erklärt. Dahinter versteckt sich nicht Bild, die die Unterwanderstiefel geschnürt hat, sondern ein Lapsus. Wir Kulturredakteure »kneifen die Augen zu, morgens beim Zähneputzen / Denn aus dem Spiegel blickt« uns »ja nur / Wieder ein Blindgänger an« (aus Süverkrüps »Die Wegwerfgesellschaft«), und entschuldigen uns für den Fehler. Denn zur Wegwerfgesellschaft gehören wir nicht. (jW)

  • Leserbrief von Manfred Koch (9. Februar 2022 um 12:44 Uhr)
    Immer habe ich Kommunismus und Sozialismus mit menschlichem Antlitz verbunden. Gesicht und Gefühle zeigen. Ohne das ist alles nichts! Der alte Kapitalist Helmut Schmidt hat mal gemeint: »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!« Er hätte besser weniger gequalmt und auf seinen Arzt gehört. Hannes Wader hat mit seiner neuen Arbeit ein sehr persönliches Album veröffentlicht. Sowohl instrumental als auch gesangstechnisch hat er durchaus neue Wege gefunden. Ob das ein Fotrschritt ist, kann nur das Publikum entscheiden. Der »Poetenweg« ist aber in vielerlei Hinsicht ein wegweisendes Denkmal, zum einen: Der Künstler ist kein Hofsänger, von niemandem. Er ist ein Kriegsgegner, ein Sozialist und konsequenter Antifaschist! Wenn Hannes Wader von sowjetischen, vergewaltigenden Soldaten singt, ist das eine geschichtliche Realität, die nur die Grausamkeit aller Kriege verdeutlicht. Hannes Wader hat die deutschen Verbrechen immer laut, klar und deutlich in seinen Liedern zum Ausdruck gebracht. Die junge Welt berichtet ausführlich über Berufsverbote in der BRD und deren Folgen. Richtig so! Hannes Wader wurde von Fernsehsendern und Radiosendern boykottiert. Schon vergessen? Er hat sich inzwischen persönlich weiterentwickelt und von einigen Meinungen verabschiedet. Das ist nicht nur sein Recht, sondern verdient innerhalb der sozialistischen »Familie« größten Respekt! Ein »Liedermacher«, wie er sich in Zeiten der (grünen) Säbelrassler kaum noch finden lässt. Ob der Typ sein Publikum anguckt, es liebt oder mit ihm spielt? Trägt er eine Lederhose? Ist er schwul, beherrscht er die Gendersprache? Ist mir egal, entscheidend ist, was du tust und wofür du stehst. Und wer ihn nicht mag, kann sich damit trösten, dass Hannes aus Bielefeld kommt, einer Stadt, die es angeblich gar nicht gibt!
  • Leserbrief von Josef Otte aus Oldenburg (31. Januar 2022 um 13:44 Uhr)
    Habe gerade mit Interesse und Nachdenklichkeit das im ursprünglichen Artikel besprochene Livealbum von Hannes Wader gehört. Er soll »aus der Welt gefallen« sein?
    Ich weiß nicht, mit welcher ideologischen Elle Harald Justin die – für mich überraschende, weil sehr persönliche – Aufnahme »Poetenweg« bewertet wissen will. Seine Ausführungen – »keines der Lieder hat einen klaren Bezug zur Wirklichkeit dieses Jahrhunderts« – legen nahe, dass Liedermacher offensichtlich einen bestimmten Kriterienkatalog erfüllen müssen. Welchen?
    Dabei »den Degenhardt und den Süverkrüp« als »Mitbewerber« zu bezeichnen, wird auch Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp selbst nicht gerecht. Ich weiß nicht, ob der Autor diese drei Liedermacher je live erlebt hat. Wenn ja, dann verstehe ich einfach nicht, dass er die von Hannes Wader geschilderte Lebensgeschichte – sein Aufwachsen und die dazugehörigen Lieder – nicht einordnen kann. Respekt wäre angebracht. Übrigens, mit dem Lied »Zogen einst fünf wilde Schwäne ...« habe ich nicht nur Kinder in den Schlaf gesungen. Es kommt mir auch in den Sinn, wenn beim Vorrücken der NATO nach Osteuropa – Stichwort »Memelstrand« – die bösen Russen wieder einmal als Aggressor dargestellt werden.

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