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Aus: Ausgabe vom 26.02.2019, Seite 11 / Feuilleton
Oscars

Nacht mit Überbiss

Gut, nicht aus jeder seiner zehn Nominierungen wurde in der Nacht zum Montag ein stolzer Oscar, aber Grund zur Klage sollten die Beteiligten des in mehrfacher Hinsicht ausgezeichneten Films »Roma« trotzdem nicht haben: Das Werk des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón gewann zwar nicht den Hauptpreis für den »Besten Film« des Jahres, den bekam ein Außenseiter, nämlich »Green Book« – eine Tragikomödie über Rassismus von Peter Farrelly über einen schwarzen Konzertpianisten und seinen weißen Chauffeur in den USA der sechziger Jahre.

Preise für die »Beste Regie«, den »Besten Ausländischen Film« und die »Beste Kamera« gewann das mexikanische Netflix-Drama »Roma« über ein indigenes Dienstmädchen aber gleichwohl. Was immerhin soviel ist, dass es ein, sagen wir, gewisses Entsetzen bei den Mächtigen der etablierten Hollywoodstudios auszulösen vermochte.

Andere Regisseure drehen aber selbstverständlich auch sehr schöne Filme, oder haben tolle Schauspieler wie etwa den jungen Rami Malek, der für sein gekonntes Spiel mit Überbiss im Freddie-Mercury-Queen-Biopic »Bohemian Rhapsody« den Oscar als »Bester Hauptdarsteller« gewann; Preise in den Kategorien »Bester Tonschnitt«, »Bester Ton« und »Bester Schnitt« gab’s obendrauf, womit Bryan Singers Regiearbeit auch ohne Regie-Oscar der quantitative Gewinner des Abends ist.

Beste Hauptdarstellerin wurde die Britin Olivia Colman für ihre ziemlich großartige Rolle im schwarzhumorigen Queen-Anne-Intrigenspiel »The Favourite«, derweil Spike Lee für sein adaptiertes Drehbuch für die satirisch gemeinte Rassismus-Klamotte »BlacKkKlansman« ausgezeichnet wurde. Donnersmarcks »Werk ohne Autor« ging leer aus. Und womit? Mit Recht. (msa)

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