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Aus: Ausgabe vom 13.02.2016, Seite 10 / Feuilleton

Frauensauna (1)

Von Wiglaf Droste

Die Frau am Nebentisch im gutsortierten Café hackte ihre Kuchengabel geradezu in ein Stück Apfeltarte; sie schien in Rage und war es auch. »Nie wieder gehe ich in die Frauensauna!«, grimmte sie ihre Begleiterin an. »Das ist das Letzte!«

Ich wunderte mich ein biss­chen; war denn Frauensauna nicht eine Errungenschaft der weiblichen Emanzipation, ein Bollwerk der weiblichen Würde, ein schätzens-, ja genießenswerter Schutzwall vor männlichen, begutachtenden, urteilenden Blicken oder sogar Bemerkungen und vor Aufdringlichkeit? Und auch ein gutes Präservativ gegen weibliches Konkurrenzverhalten, das in Gegenwart von Männern aufkommen und für schlechte Stimmung sorgen kann?

Ich wusste es nicht; aus Gründen, die ich als Mann nicht weiter erklären muss, hatte ich noch niemals eine Sauna am Frauensaunatag besucht, aber so hatten Frauen es mir nicht uneinleuchtend erklärt. Und jetzt das!

Teil 2 am Montag