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Aus: Ausgabe vom 16.07.2015, Seite 10 / Feuilleton

Was das Komma kann

Von Wiglaf Droste

Mein Lieblingssatzzeichen ist das Semikolon, aber auch Punkt und Komma, die es in sich vereint, können viel.

Mit den Worten »Das ist meine Freundin Melanie« stellte mir ein junger Mann eine junge Frau zu seiner Rechten vor und stellte dann mich ihr vor. Das war ja schon etwas; das Einandervorgestelltwerden ist so aus der Mode gekommen, dass man es selbst tun muss, um nicht mit »Äääh ... Sie ... Äääh ...«-Gestammel durch die Gesellschaft zu müssen.

Dennoch blieb die Frage offen: War Melanie eine Freundin oder war sie seine Freundin? Ein mitgesprochenes Komma hätte die Frage des Verhältnisses beantwortet: »Das ist meine Freundin, Melanie« ist deutlich, bei »Das ist meine Freundin Melanie« weiß man es nicht genau. Das kann Absicht sein, man muss ja nicht jedem alles gleich auf die Nase binden.

Und doch liebe ich die klärende Kraft des Kommas, das man nicht nur schreiben, sondern auch sprechen kann. Punkt.

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