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Aus: Ausgabe vom 13.05.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Kampf um Nordirland

Seit Beginn der britischen Besetzung Irlands im 12. Jahrhundert gab es in vielen Generationen Freiheitsbestrebungen. Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich Gruppen wie die »Irish Republican Brotherhood« oder die »Irish Socialist Republican Party«. Zu Ostern 1916 rebellierte eine Hand voll Aufständischer und proklamierte in Dublin eine Republik. Diese garantierte bürgerliche und religiöse Freiheiten und die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Die Erhebung wurde niedergeschlagen. Es begann der Aufstieg der Partei Sinn Féin (irisch: wir selbst). Die historische IRA begann einen Guerillakrieg. 1922 stimmte die britische Regierung der Gründung eines »Irish Free State« im südlichen Teil der Insel zu. Die irisch-republikanische Bewegung spaltete sich. Ein Teil wollte sich nicht damit abfinden, daß das Land anhand konfessioneller Linien geteilt wurde. Im nordirischen Separatstaat dominierte eine Bevölkerungsmehrheit probritischer Protestanten. Die irisch-katholische Minderheit wurde diskriminiert.

Ende der 1960er Jahre bildeten sich Bürgerrechtsgruppen. Inspiriert von der Schwarzenbewegung in den USA traten Katholiken und Protestanten zusammen für gleiche Rechte ein. Eine Hauptforderung war ein faires Wahlrecht, denn dies war in Nord­irland an Hausbesitz gekoppelt. Bei Wahlen konnte die verarmte irische Unterschicht pro Familie oft nur eine und, die zumeist britischen Grundbesitzer konnten bis zu zehn Stimmen abgeben. Das Establishment fürchtete um seine Vorherrschaft und ließ die Proteste niederknüppeln. Probritische Milizen verübten Pogrome gegen die irische Bevölkerung. Anfang der 1970er Jahre reorganisierte sich die IRA und führte einen Guerillakrieg gegen die britische Besatzung. London verlegte Zehntausende Soldaten in die Provinz. Diese verübten Massaker an der irischen Bevölkerung, wie beim »Bloody Sunday« 1972 mit 13 Toten. Nach zwei Jahrzehnten Krieg wurde deutlich, daß keine Seite ihren Gegner bezwingen wird. 1994 erklärte die IRA einen Waffenstillstand und Verhandlungen mündeten 1998 in einem Friedensabkommen. Die Bevölkerung in Nord- und Südirland stimmte diesem mit großer Mehrheit zu. Die IRA gab ihre Waffen ab, gefangene Kämpfer kamen frei und britische Soldaten verließen weitgehend Nordirland. (fo)

www.info-nordirland.de


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