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Aus: Ausgabe vom 07.04.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Syrer im Libanon: Rechtlos und ­ausgebeutet

Nach Angaben von UN- und internationalen Hilfsorganisationen ist die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Libanon auf über eine Million angestiegen. Der Libanon hat nach Angaben der Weltbank 4,25 Millionen Einwohner (2012), allerdings kann man davon ausgehen, daß etwa eine Million von ihnen nicht dauerhaft im Libanon leben. Die große Zahl an Flüchtlingen setzt den Arbeitsmarkt für Syrer und Libanesen unter Druck. Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) befaßt sich nun mit der Arbeitssituation der syrischen Flüchtlinge in dem Zedernstaat. Dafür wurden 2000 Personen direkt oder per Fragebogen befragt.

Die Syrer arbeiten demnach als »Billiglohnarbeiter« in der Ernte und auf dem Bau, können aber oft nicht genug Geld zur Versorgung ihrer Familie verdienen. Wer Arbeit habe, werde unterbezahlt und arbeite zu schwierigen Bedingungen. Neun von zehn syrischen Arbeitern im Libanon hätten keinen Arbeitsvertrag. Der Zuzug der vielen Flüchtlinge dereguliere den Arbeitsmarkt und drücke die Löhne, Syrer verdienten bis zu 40 Prozent weniger als Libanesen. Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn im Libanon beträgt 448 US-Dollar. Während laut ILO 30 Prozent syrischer Männer erwerbslos sind, beträgt die Zahl bei Frauen 68 Prozent. 88 Prozent der arbeitenden Syrer seien als ungelernte Arbeitskräfte eingestellt. Dem Mindestlohn bei Männern mit 277 US-Dollar steht bei Frauen ein Mindestlohn von 165 US-Dollar gegenüber.

Besonders betroffen sind syrische Frauen, von denen mehr als zwei Drittel keine Arbeit finden können. Kürzlich hatte Mariam Al-Khawli, eine Mutter von vier Kindern, aus Verzweiflung über ihre Lebensumstände versucht, sich im Libanon das Leben zu nehmen. Die UNO machte keine Angaben, warum die Unterstützung für die Familie eingestellt worden war. Der Appell der Vereinten Nationen, die Arbeit für syrische Flüchtlinge im Jahr 2014 mit 1,7 Milliarden US-Dollar (1,24 Milliarden Euro) zu unterstützen, hat bisher erst 14 Prozent der Summe eingebracht.

(kl)

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