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Aus: Ausgabe vom 23.07.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Terror und Psychokrieg

Auf der Halbinsel Sinai in Ägypten dauern bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und Armee an. Erstere haben am Wochenende mehrere Kasernen und Polizeiwachen angegriffen. In der Provinzhauptstadt Al-Arisch und in den Ortschaften Scheich Suwaid und Rafah an der Grenze zum Gazastreifen wurden in der Nacht zum Montag drei Zivilisten getötet, bestätigten Krankenhausärzte. Auch am Montag vormittag flogen Hubschrauber der Armee über dem Gebiet zwischen Al-Arisch und der Grenze zum palästinensischen Gazastreifen. Bereits am Sonntag waren bei Kämpfen zwei Soldaten und ein Polizist getötet worden.

Für Verwirrung sorgte in der Nacht zum Montag eine Eilmeldung der Webseite der Tageszeitung Al-Ahram, wonach der vom Militär entmachtete islamistische Präsident Mohammed Mursi wegen Spionage für die USA angeklagt werden sollte. Der Bericht erregte auch deshalb Aufsehen, weil Al-Ahram als sehr staatsnah gilt. Doch Sprecher der Staatsanwaltschaft und der Armee bezeichneten die Nachricht kurz nach ihrem Erscheinen als »Falschmeldung«. Mursi wird seit seinem Sturz vom Militär an einem unbekannten Ort und ohne Anklage festgehalten.

Der vom Militär eingesetzte Übergangsministerpräsident Hasem Beblawi rief derweil zur »Versöhnung« auf. »Ägypten ist wichtiger für die Welt als wir denken und hat Besseres von uns verdient«, sagte Beblawi am Samstag in einem Interview im staatlichen Fernsehen. Nach den wochenlangen Massenprotesten müßten die Straßen wieder sicher werden (siehe jW vom 22. Juli). Die Muslimbrüder schlugen das Gesprächsangebot aus. »Es kann keinen Dialog geben, solange die Gewehrläufe auf die Gegner des Putsch gerichtet sind«, sagte der Sprecher der Muslimbruderschaft, Gehad Al-Haddad.

Beblawi kündigte »harte Maßnahmen« am, um die Wirtschaft des Landes »wiederzubeleben«. Er rief seine Minister dazu auf, ihre Schritte dem Volk zu erklären: »Du kannst den Patienten nicht anweisen, eine Arznei zu nehmen, ohne zu erklären, warum er sie benötigt.« Beblawi schloß Sparmaßnahmen nicht aus, ging aber in dem Interview nicht auf Details ein, sondern sagte lediglich: »Es könnte passieren.« (dpa/Reuters/jW)

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