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Aus: Ausgabe vom 10.09.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Engagiert gegen Krieg und Besatzung: Judith Butler


Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler wurde am 24. Februar 1956 in Cleveland geboren, wo sie auch aufwuchs. Ihre Eltern waren politisch engagiert und praktizierende Juden. Butler selbst besuchte eine jüdische Schule, lernte Hebräisch und erhielt Unterricht in jüdischer Ethik, den sie als ihre erste philosophische Schulung betrachtet. Seit den 1980er Jahren hat sich die Wissenschaftlerin, die in einer lesbischen Beziehung mit der Politologin Wendy Brown lebt, international einen Ruf als eine der bedeutendsten feministischen Theoretikerinnen erworben. Aufgrund der von ihr 1990 verfaßten Schrift »Das Unbehagen der Geschlechter« gilt sie als eine der renommiertesten Vertreterinnen der »Queer Theory«, die davon ausgeht, daß die geschlechtliche und die sexuelle Identität nicht »naturgegeben« sei, sondern in sozialen und kulturellen Prozessen konstruiert werde.

Im Gegensatz zu anderen renommierten Wissenschaftlern hat sich Butler neben ihrer theoretischen Arbeit stets auch politisch engagiert. So ist die Professorin für Rhetorik und Vergleichende Literaturwissenschaft, die an der University of California in Berkeley lehrt, bereits seit 1979 in der feministischen Bewegung aktiv und engagierte sich etwa ab Mitte der 1980er Jahre bei »Act Up«, einem Netzwerk, das sich gegen die Kriminalisierung HIV-Infizierter und die Ausgrenzung von Lesben und Schwulen stark machte. Im Juni 2010 lehnte Butler auf dem Berliner Christopher Street Day (CSD) einen Preis für Zivilcourage ab. Sie kritisierte den in weiten Teilen der bürgelichen Schwulen- und Lesbenbewegung vorhandenen (antimuslimischen) Rassismus ebenso wie auch die oftmals damit einhergehende Kriegszustimmung.

Fernab ihrer mannigfaltigen Aktivitäten in Sachen Gleichstellungspolitik setzt sich Butler, die Mitglied der Kehillah-Synagoge im kalifornischen Oak­land ist, vor allem für eine friedliche Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes ein und spricht sich diesbezüglich für eine Einstaatenlösung aus. Sie ist darüber hinaus eine engagierte Gegnerin der Besatzung der palästinensichen Gebiete durch Israel und Kritikerin der aggressiven Außenpolitk der USA, denen sie unter anderem die Einrichtung des Gefangenenlagers Guantanamo und die Anwendung von Folter vorwirft. (bern)

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