Gegründet 1947 Sa. / So., 27. / 28. April 2024, Nr. 99
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 20.07.2009, Seite 16 / Sport

Tour de France: Krisenticker

Verbier. Heinrich Haussler hat nach seinem Tour-de-France-Etappensieg vom Freitag dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) eine Absage für die WM im September erteilt. »Die WM ist kein Rennen für mich. In diesem Jahr fahre ich sie nicht und im nächsten wohl auch nicht.« BDR-Präsident Rudolf Scharping hatte zuvor erklärt, daß der Cervelo-Profi aus Freiburg zum erweiterten WM-Kader gehöre.

Vielleicht aber startet Haussler im kommenden Jahr für Australien. Er trägt sich schon länger mit dem Gedanken: »Das spukt schon seit zwei, drei Jahren in meinem Kopf herum. Ich bin dort aufgewachsen, und das ist der Ort, an dem meine Familie und meine Freunde leben.«

Er hat beide Staatsbürgerschaften. Geboren wurde er in Inverell, 621 km nördlich von Sydney. Als 14jähriger kam er nach Deutschland. Möglicherweise hat auch die unschöne Vorstellung, zu Scharpings erweitertem Kader zu gehören, seinen Entschluß reifen lassen.

Ansonsten sorgt die Tour weiter für schlechte Nachrichten, die mit Sport nichts zu tun haben. Am Freitag trafen Heckenschützen beim Anstieg zum Col du Bannstein mit einem Luftgewehr den spanischen Weltmeister Oscar Freire am Oberschenkel und den Neuseeländer Julian Dean am linken Zeigefinger. Die Polizei fahndet nach zwei Jugendlichen.

Am Samstag erfaßte ein Polizeimotorrad, das mit rund 90 km/h vor dem Peloton herfuhr, auf einer Straße bei Wittelsheim eine 61jährige, die kurz darauf ihren Verletzungen erlag. Sie hatte die Straße überquert, ohne auf den Verkehr zu achten. Die Fahrer passierten die Unfallstelle kurz nach dem Unglück. »Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Eine Leiche am Straßenrand. Ich konnte es nicht glauben«, sagte der letztjährige Tour-Zweite Cadel Evans (Australien). »Wenn man so etwas sieht, erkennt man doch, wie unbedeutend unsere Leiden sind«, erklärte Kollege Jens Voigt.

Zuletzt war es 2002 bei der Tour zu einem tödlichen Verkehrsunfall gekommen. Der tödlichste Unfall datiert auf 1964. Ein Versorgungsfahrzeug der Polizei kollidierte mit einer Brücke nahe Pont de Couze in der Dordogne. Es starben 20 Menschen.

(sid/jW)

Mehr aus: Sport