20.07.2009 / Sport / Seite 16
Tour de France: Krisenticker
Verbier. Heinrich Haussler hat nach seinem
Tour-de-France-Etappensieg vom Freitag dem Bund Deutscher Radfahrer
(BDR) eine Absage für die WM im September erteilt. »Die
WM ist kein Rennen für mich. In diesem Jahr fahre ich sie
nicht und im nächsten wohl auch nicht.«
BDR-Präsident Rudolf Scharping hatte zuvor erklärt,
daß der Cervelo-Profi aus Freiburg zum erweiterten WM-Kader
gehöre.
Vielleicht aber startet Haussler im kommenden Jahr für
Australien. Er trägt sich schon länger mit dem Gedanken:
»Das spukt schon seit zwei, drei Jahren in meinem Kopf herum.
Ich bin dort aufgewachsen, und das ist der Ort, an dem meine
Familie und meine Freunde leben.«
Er hat beide Staatsbürgerschaften. Geboren wurde er in
Inverell, 621 km nördlich von Sydney. Als 14jähriger kam
er nach Deutschland. Möglicherweise hat auch die unschöne
Vorstellung, zu Scharpings erweitertem Kader zu gehören,
seinen Entschluß reifen lassen.
Ansonsten sorgt die Tour weiter für schlechte Nachrichten, die
mit Sport nichts zu tun haben. Am Freitag trafen
Heckenschützen beim Anstieg zum Col du Bannstein mit einem
Luftgewehr den spanischen Weltmeister Oscar Freire am Oberschenkel
und den Neuseeländer Julian Dean am linken Zeigefinger. Die
Polizei fahndet nach zwei Jugendlichen.
Am Samstag erfaßte ein Polizeimotorrad, das mit rund 90 km/h
vor dem Peloton herfuhr, auf einer Straße bei Wittelsheim
eine 61jährige, die kurz darauf ihren Verletzungen erlag. Sie
hatte die Straße überquert, ohne auf den Verkehr zu
achten. Die Fahrer passierten die Unfallstelle kurz nach dem
Unglück. »Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Eine
Leiche am Straßenrand. Ich konnte es nicht glauben«,
sagte der letztjährige Tour-Zweite Cadel Evans (Australien).
»Wenn man so etwas sieht, erkennt man doch, wie unbedeutend
unsere Leiden sind«, erklärte Kollege Jens Voigt.
Zuletzt war es 2002 bei der Tour zu einem tödlichen
Verkehrsunfall gekommen. Der tödlichste Unfall datiert auf
1964. Ein Versorgungsfahrzeug der Polizei kollidierte mit einer
Brücke nahe Pont de Couze in der Dordogne. Es starben 20
Menschen.
(sid/jW)
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