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Aus: Ausgabe vom 06.02.2009, Seite 13 / Feuilleton

Gründet Filmfestivals!

Das Elend in Gaza geht der Jury-Präsidentin Tilda Swinton mehr ans Herz als die Börsenkursstürze im Westen. Das hat sie am Donnerstag nicht für selbstverständlich gehalten, sondern auf einer Pressekonferenz erklärt. »Erschreckt« war die Oscar-Preisträgerin vor einiger Zeit von was anderem: daß in ihrer Heimatstadt Edinburgh der Hollywood-Streifen »Fluch der Karibik« an einem einzigen Tag mehr als 50 Mal gezeigt wurde. Sie riet allen Filmfans der Welt: »Startet ein eigenes, kleines Filmfestival in euren Städten!« Alte Fabrikhallen oder ungenutzte Veranstaltungsräume seien dazu geeignet. Guter Tip, danke! Etwas weiter in dieser Richtung ging Swintons in Hongkong geborener Jurykollege Wayne Wang. Der Regisseur des Films »Smoke« regte an, in der Krise auf »die rebellische Kraft des Kinos« zu setzen und »billige Kameras an Kreative in Afrika und Asien« zu verteilen, um ihnen das Filmen zu ermöglichen. Dieser Forderung schloß sich ein todkranker Exfreund von Swinton an, der ebenfalls zur Jury gehört: Christoph Schlingensief. Er forderte allerdings dann auch speziell für Europa mehr staatliche Förderung für experimentelle Produktionen mit kleinen Etats. Zudem sollten Fernsehsender nachts ihre Kanäle für Filme jenseits des Massengeschmacks öffnen– das Alexander-Kluge-Projekt reloaded. Außerdem gehört der schwedische Schriftsteller Henning Mankell zur Jury, der einen Wohnsitz in Moçambique hat. »Sie erzählen unwahre Geschichten über Afrika!« rief er den Journalisten beim Pressetermin zu. Die Welt rede über die Finanzkrise, »aber niemand spricht über die ärmsten der Armen«. Es sei notwendig, die Menschen in Afrika ihre eigenen Geschichten erzählen zu lassen. Es sitzt übrigens auch einer dieser Menschen aus Afrika in der Jury - zum Glück oder nur als unglückliches Feigenblättchen: Gaston Kaboré, Regisseur und Produzent aus Burkina Faso. Der sagte, Kino könne ein wichtiges Werkzeug bei der Erforschung des »sozialen Unterbewußtseins« von Gesellschaften sein. Und Hoffnung vermitteln. (AP/ddp/jW)

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