Die nächsten Tage im Radio

Thomas Bernhard liebte es, Städte zu verunglimpfen. »Ich gehöre zu den Menschen, die im Grunde keinen Ort auf der Welt aushalten«, erklärte er in »Wittgensteins Neffe«.

Mehr als 200 teils prominente Sprachwissenschaftler sind ins Sommerloch gefallen und haben sich dabei mehrere Sätze gebrochen.

Ich hatte Radiokolumnenpraktikant Gustav mit der Hupe, der im Homeoffice vermutlich Ballerspiele zockt, per E-Mail damit beauftragt, im Netz ein schönes Gedicht von Grete-Penelope Mars zu suchen.

Im August 2021 versuchten nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban Tausende verzweifelter Menschen am Flughafen an Bord einer Maschine zu gelangen, um Afghanistan zu verlassen.

Das von Modernisierung bedrohte, herrlich altertümliche erste Programm des Österreichischen Rundfunks haut gerade in der Serie »55 Jahre Ö 1 – 55 Jahre Literatur aus Österreich« echte Superhits raus.

Vier freie Radios in Sachsen werden bald 24/7 senden können. Radio Blau (Leipzig), Radio T (Chemnitz), Coloradio (Dresden) und Radio Zett (Zittau) haben sich zum Rundfunkkombinat Sachsen zusammengeschlossen.

Auf den Feldern reift das gestrige Gemüse / Die Antennen wachsen langsam durch die Wiese / Wer noch jung ist, wird schon jede Woche zäher / Und die Tränenlieferanten kommen näher / Irgendwer schreit, irgendwer flieht ...

Das freie Dresdner Radio Coloradio hat eine eigene DAB+-Frequenz bekommen und wird voraussichtlich ab Ende des Jahres 24 Stunden täglich und an sieben Tagen der Woche knitterfrei zu empfangen sein.

Der Mediziner Joachim Ringelnatz hat vor über 100 Jahren bei einem Bekannten eine damals noch seltene Krankheit entdeckt: »Ich kenne wen, der litt akut an Fußballwahn und Fußballwut.«

Das freie Wiener Radio Orange 94,0 hat seit 1. Juni ein neues Programmschema. In einem zweijährigen Prozess wurden die Sendungen im Austausch mit den Machern ausgewertet.

Die Macher von drei kleinen Radiosendern haben mehr Mumm als die Kollegen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkbehörde. Sie ließen sich den junge Welt-Spot schicken und senden ihn seitdem kostenfrei.

Am Wochenende ist Pfingsten. Das bedeutet, wir haben einen Tag frei und keiner weiß warum. Das bestätigte eine Umfrage in der Fußgängerzone von Celle.

Um den elenden Ukraine-Krieg irgendwie witzig im Programm abzubilden, bietet Die Neue 107.7 neuerdings einen Sprachkurs an. Nicht für die Flüchtlinge, sondern – höhö! – für den Nachmittagsmoderator Jens Dehn.

Dass man eine Meise haben muss, wenn man den vor hundert Jahren erschienenen Roman »Ulysses« von James Joyce lesen kann, ist in der Fachwelt umstritten. Aber es hilft, um sich das Werk Nächte hindurch im Radio anzuhören.

Ein netter Mann hat die Angewohnheit, betagte reiche Frauen zu heiraten, um sie danach zu beerben. Zweimal geht das gut, nach dem dritten Mal muss er selbst dran glauben.

Es laufen im Radio in den nächsten sieben Tagen wie immer viele interessante Features und Hörspiele und schöne Konzerte. Was wir nicht hören werden am 8. und 9. Mai sind ausführliche Sendungen über den Tag der Befreiung.

Anlässlich des Feiertages haben wir für diese Radiokolumne spannende Geschichten ausgesucht, die vom Leben der Malocher in der doppelt freien Marktwirtschaft erzählen.

Mingus schuftete in schlechten Zeiten bei der Post und feierte in den guten an der Seite der Größten Triumphe. Er beschimpfte auch mal das Publikum oder randalierte auf der Bühne

Das immer wieder totgesagte Medium Radio ist quicklebendig. Nach den jüngsten Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Medien-Analyse schalten 52 Millionen Bundesbürger täglich ihren Rundfunkempfänger ein.

Ein Vierteljahrhundert nach der Abschaltung des letzten deutschen Stadtfunks in Leipzig ist in Berlin ein stationäres Radioprogramm gestartet worden – im Untergrund.