4. Mai, Diskussion zu Grundrechten
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Aus: Ausgabe vom 09.02.2007, Seite 13 / Feuilleton

Kein Kanon

Es ist viel leichter, Listen aufzustellen, als sie zu begründen.« Das hat Paul Schrader, amtierender Berlinale-Chefjuror, in den letzten drei Jahren herausgefunden. Beauftragt vom Verlag Faber und Faber, hat er vergeblich versucht, einen Filmkanon zu erstellen – gegen die »Schule der Nichtbewerter«. Weil: »Der Kanon ist zum Äquivalent des Unzuchtparagraphen im 19. Jahrhundert geworden – im Prinzip verpönt, im Alltag praktiziert.« Gescheitert ist Schrader an der Begründung seiner ewigen Bestenliste, der Aufstellung handfester Kriterien. Er hat sich dieses Scheitern als Gasthörer an der Columbia University erklären lassen. Das wiederum hat ihn zur Überzeugung gebracht, er habe es mit dem »Ende der 20000 Jahre dauernden Herrschaft des Homo sapiens« zu tun (ohne jede Ironie). Seine zehn besten Filme hat er nun ohne jegliche Begründung veröffentlicht, auch in der Berlinale-Beilage der FAZ. Es handelt sich selbstredend ausnahmslos um Meisterwerke: »Die Spielregel« von Jean Renoir (1939), »Reise nach Tokio« von Yasujiro Ozu (1953), »Lichter der Großstadt« von Charles Chaplin (1931), »Pickpocket« von Robert Bresson (1959), »Metropolis« von Fritz Lang (1927), »Citizen Kane« von Orson Welles (1941), »Orphée« von Jean Cocteau (1950), »Masculin-Féminin« von Jean-Luc Godard (1966), »Persona« von Ingmar Bergman (1966) und »Vertigo« von Alfred Hitchcock (1958).

(jW)

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