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Aus: Ausgabe vom 07.08.2006, Seite 5 / Inland

Kampfansage an ver.di

München. Im Machtkampf um die Ärztetarife greift der Marburger Bund die konkurrierende DGB-Gewerkschaft ver.di nun auch auf deren Territorium an. Wenn der Tarifstreit an den kommunalen Kliniken beendet sei, wolle er alle medizinischen Verbände zu einer Gesundheitsgewerkschaft gruppieren, kündigte Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery am Wochenende im Nachrichtenmagazin Focus an: »Wir wollen das Allmachtsprinzip der großen Gewerkschaften aufbrechen.« Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) rief die Organisationen zur Beendigung ihres Konkurrenzkampfes auf.

Der Marburger Bund vertritt derzeit ausschließlich Mediziner, ver.di dagegen das nichtärztliche Personal. Vergangenes Jahr kündigte die Ärztegewerkschaft die Tarifgemeinschaft mit der DGB-Gewerkschaft auf. Nun sagte Montgomery dem Focus: »Wenn wir diese Auseinandersetzung beendet haben, könnte ich mir vorstellen, daß wir alle medizinischen Verbände um uns herum gruppieren zu einer Gesundheitsgewerkschaft.« An die Adresse des ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske gerichtet, fügte er hinzu: »Du bist am klügsten beraten, wenn du uns ziehen und machen läßt. Dann spucken wir dir auch nicht in die Suppe.«

Ver.di äußerte unterdessen Zweifel daran, daß der Marburger Bund seine Streiks noch lange fortführen kann. »Das ist nur noch eine Frage von Wochen«, sagte ver.di-Sprecher Jan Jurczyk dem Berliner Tagesspiegel vom Sonntag. Dann werde der Marburger Bund mit den Arbeitgebern einen ähnlichen Tarifvertrag aushandeln wie ver.di und der Beamtenbund in der vergangenen Woche. »Der Marburger Bund steht vor dem Problem, wie er die Leute wieder von der Palme bringt«, so Jurczyk. Im Tarifstreit an den kommunalen Kliniken hatte ver.di mit den Arbeitgebern einen Kompromiß ausgehandelt, den der Marburger Bund strikt ablehnt.

(AFP/jW)