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Aus: Ausgabe vom 31.01.2006, Seite 12 / Feuilleton

Abseits

Nach seinem fulminanten Absturz hat das Leben von Michel Friedman durchaus sehr ungemütliche Seiten. Wie der FAZ vom Montag zu entnehmen war, hat der ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der Juden am Wochenende einen Vortrag gehalten. An der »antroposophisch angehauchten« Privatuniversität Witten/Herdecke. Friedman habe hier »nur unter Polizeischutz auftreten« können. Zudem sei es bitterkalt gewesen. »Selbst in Mänteln« habe das Publikum »bibbern« müssen. Friedman warf dem Bericht zufolge erst »Fragen nach der Tauglichkeit des Hausmeisters« auf und sich dann mächtig für die »Polarisierungskraft« der Religionen ins Zeug, freilich nicht ohne die Verfassung als »ethische Bibel« zu preisen. Sie müssen ihm übel mitgespielt haben an dieser Uni, die er als »drogenfreie Zone ohne Alkohol« bezeichnete, bevor er meinte: »Gepflegte Gespräche mit zehn Menschen, die meiner Meinung sind, sind langfristig ohne Rotwein nicht erträglich.«

(jW)


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