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Aus: Ausgabe vom 25.05.2023, Seite 16 / Sport
Fußballrealität

Keine Mehrheit

Frankfurt am Main. Der Streit um den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball-­Liga (DFL) ist entschieden. Am Mittwoch stimmten die Vertreter der 36 Erst- und Zweitligisten in Frankfurt am Main darüber ab, ob sich die DFL künftig mit finanzstarken Kapitalgebern arrangieren soll oder nicht. Von den ursprünglich sechs Bewerbern waren noch drei übrig: Advent, Blackstone, CVC. Ein entsprechender Antrag erhielt bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung aber nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Erst- und Zweitligisten, wie Teilnehmer nach dem Ende der Sitzung berichteten. Demnach habe es elf Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen gegeben.

Der Deal hätte der DFL etwa zwei Milliarden Euro Kapital einbringen sollen. Mit dem Geld sollte insbesondere die Auslandsvermarktung der Bundesliga intensiviert werden. Ein anderer Teil des Kapitals war zur Finanzierung lokaler Infrastrukturprojekte der 36 Vereine vorgesehen. Zudem hätten die Klubs rund 300 Millionen Euro zur freien Verfügung erhalten. Das stieß nicht bei allen auf Begeisterung. Widerstand leisteten vor allem der 1. FC Köln und der FC St. Pauli. Sie und andere Kritiker des Deals gingen davon aus, dass sich ein möglicher Partner nicht mit der Rolle des Zuschauers begnügen würde. »Ein Private-Equity-Investor wird immer auch bestimmte Mitbestimmungsrechte einfordern, um so die Rendite seines Investments zu schützen und aktiv zu steigern«, warnte der Vorstand des 1. FC Köln in einem offenen Brief. Die DFL-Führung versuchte, diese Bedenken herunterzuspielen. »Auf Hoheitsrechte wird ein Investor keinen Einfluss haben. Diese rote Linie wird nicht überschritten», sagte DFL-Geschäftsführer Axel Hellmann im Vorfeld der Abstimmung. In den letzten Wochen hatten zahlreiche Fangruppen bei Bundesligaspielen deutlich gemacht, dass sie den Deal ablehnen. Große Vorbehalte äußerten auch die meisten Vereine der dritten Liga. (jW)

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