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Aus: Ausgabe vom 14.12.2012, Seite 16 / Sport

Fan-Repression: Angeblich gefährlich

Nachdem am Mittwoch die DFL das »Sicherheitskonzept« beschlossen hat (nur St. Puali und Union Berlin stimmten dagegen), wollen die Fans weiter auf die Barrikaden gehen. Mehrere Gruppierungen drohen für das Wochenende mit »stillen Kurven« und anderen Protesten. Dem Verband würde »knallhart« vor Augen geführt, wie es wäre, wenn sich die DFL »nicht auf die Seite der Fans, sondern auf die Seite der Politik stellt«, sagte Philipp Markhardt, Sprecher der Protestaktion »12:12«.

Moderater äußerte sich Ben Praße, Sprecher der Fanorganisation »Unsere Kurve«: Das neue Konzept müsse zunächst »in Ruhe geprüft werden«. Der Sportsoziologe und Fanforscher Gunter A. Pilz erwartet keine monatelange Fortsetzung der Proteste. Er lege »fast meine Hand dafür ins Feuer, daß wir nach der Winterpause wieder zur normalen Tagesordung übergehen und auch die Fanvertreter die Chance erkennen«. Falls das nicht so sei, dann kämen ihm die Fans vor »wie die beleidigte Leberwurst«, sagte der 67jährige, der das Papier in der überarbeiteten Fassung als eine »Softpackung« bezeichnete. Eine solche Packung aber halten die Grünen für Unsinn. Das Konzept gehe »auf den Druck von einigen sich im Wahlkampf befindenden Innenministern zurück«, sagte die sportpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Viola von Cramon, bei genauer Betrachtung entpuppe es »sich in den entscheidenden Punkten als Nullnummer«. Vertreter der Linkspartei bezeichneten das Papier als »einen Schlag ins Gesicht der engagierten Fans, die immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisiert haben«. Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, daß die Straftaten im Fußballstadion mit zunehmender Polizeipräsenz und Überwachung nicht ab-, sondern zugenommen hätten, sagten Katharina Dahme und Harald Schindel, Mitglieder des Parteivorstands der Linkspartei. Sie warnten: »Mit der stärkeren Überwachung und Kontrolle beginnt man nun bei den angeblich gefährlichen Fußballfans, bald dürfte diese Repression auf weitere Bevölkerungsgruppen ausgeweitet werden.«


(sid/jW)

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