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Aus: Ausgabe vom 04.05.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Deutschland exportiert Strom

Im vergangenen Jahr haben die erneuerbaren Energieträger Wind (acht Prozent), Sonne (drei), Biomasse einschließlich dem organischen Anteil der Müllverbrennung (sechs) und Wasser (drei) rund 20 Prozent zur Deckung des Bruttostromverbrauchs in Deutschland beigetragen. Gegenüber 2010 war das eine Steigerung um etwa 3,6 Prozentpunkte. Und das Wachstum geht weiter: Im ersten Quartal 2012 hat sowohl die sogenannte Erzeugung in Windkraft- als auch in Solaranlagen noch einmal um knapp 40 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2011 zugelegt. Bedenkt man außerdem, daß die Großkraftwerke, und zwar vor allem die AKW, fast sechs Prozent ihres Stroms selbst verbrauchen, so ist der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Nettostromerzeugung noch ein paar Punkte höher als die oben zitierten 20 Prozent.

Entgegen allen anders lautenden Gerüchten war Deutschland auch 2011 trotz der Abschaltung eines Teils der Atomkraftwerke Nettostromexporteur. In der Summe wurden sechs Milliarden Kilowattstunden (sechs Terawattstunden, TWh), etwa ein Prozent der »Produktion«, exportiert. Im Jahr davor waren es 17,7 TWh gewesen. In den 1990ern, als Wind, Sonne und Biogas hierzulande noch keine Rolle für die Stromerzeugung spielten, wurde regelmäßig mehr ein- als ausgeführt.

Weiter wird gerne verbreitet, durch den Atomausstieg seien mehr fossile Kraftwerke betrieben worden. Auch das stimmt nicht. Zwar hat die Stromerzeugung der besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke zugenommen (plus 7,1 TWh), aber zugleich wurden weniger Kohle (minus 2,5 TWh), Gas (minus 2,5 TWh) und weniger Öl (minus 1,4TWh) verbrannt. Unterm Strich haben 2011 fossile Kraftwerke nur 0,4 TWh mehr Strom geliefert als im Jahr zuvor. Das war nicht einmal ein Promille der Erzeugung. Der vermehrte Einsatz der Braunkohle muß also andere Gründe haben. Die ausgefallenen 32,6 TWh Atomstrom wurden hingegen im wesentlichen durch den Rückgang der Exporte um elf TWh und eine Steigerung der Nutzung erneuerbarer Quellen um 19,2 TWh kompensiert.

(wop)

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