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Aus: Ausgabe vom 21.10.2008, Seite 12 / Feuilleton

Heesters vor Gericht

Der dienstälteste Operetten- und Filmdarsteller der Welt, Johannes Heesters (104), will vor dem Berliner Landgericht gegen Veröffentlichungen klagen, die ihm einen Auftritt vor der SS-Wachmannschaft im KZ Dachau vorhalten. Heesters war im Mai 1941 einer Einladung des KZ-Kommandanten Piorkowski gefolgt, gemeinsam mit dem Ensemble des Münchner Gärtnerplatztheaters das KZ zu besuchen. Heesters hat Zeit seines Lebens abgestritten, bei dieser Gelegenheit vor der SS gesungen zu haben. Häftlinge berichten, daß er die SS mit einem »frohen und heiteren Nachmittag« erfreut habe. Der Berliner Kabaretthistoriker Volker Kühn hat verschiedene dieser Zeugenaussagen veröffentlicht. Z. B. hat der ehemalige Dachau-Häftling und spätere Wiener Kulturstadtrat Viktor Matejka in einem TV-Interview erklärt, er habe damals im KZ für Heesters den Vorhang gezogen. Teile dieses Interviews finden sich in Kühns Hörbuch »Mit den Wölfen geheult – Unterhaltung und Kabarett im Dritten Reich« (duo-phon Records). Heesters’ Termin vor dem Landgericht Berlin ist für den 25. November anberaumt. (jW)

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