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Aus: Ausgabe vom 06.03.2024, Seite 11 / Feuilleton
Literatur

Sound der Spucktüte

Maren Kroymann ist am Dienstag in Köln als beste Interpretin mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet worden. »Große Sprechkunst« bescheinigte die Preisträgerjury der Schauspielerin und Kabarettistin, die den Roman »Das andere Mädchen« von Annie Ernaux eingelesen hat. Sie spiele dabei mit einer »klugen Nonchalance«, so die Jury. Der eindringliche und dabei doch »leicht daherkommende« Monolog treffe ins Herz. Der Hörbuchpreis ist pro Kategorie mit 3.333 Euro dotiert.

Die Auszeichnung in der Kategorie »Bester Interpret« ging an den österreichischen Schauspieler Cornelius Obonya für seine Lesung des Romans »Die Inkommensurablen« von Raphaela Edelbauer. Dem turbulenten Wiener Szenario am Vorabend des Ersten Weltkriegs verleihe er dabei einen so unverwechselbaren Sound, dass man ein ganzes Arsenal an Sprechern zu hören meine, urteilte die Jury. Obonyas Klangraum, der nicht zuletzt die vielen Dialekte der Monarchie Österreich-Ungarn berücksichtige, zeichne virtuos ein »akustisches Panorama der Epoche«.

Regisseur Kai Grehn wurde in der Kategorie bestes Hörspiel für »The Sick Bag Song – das Spucktütenlied« ausgezeichnet. Auf Spucktüten notierte der durch Nordamerika tourende Musiker Nick Cave Ideen, Erlebnisse und Erinnerungen. Mit seiner Montage aus Text und Musik verleihe der Regisseur den komplex aufeinander bezogenen kurzen Texten eine überraschend homogene Form.

Der Preis für den besten Podcast ging an Regisseur Leonhard Koppelmann für seine achtteilige Podcast-Serie »V 13 – Die Terroranschläge in Paris«. Seine »akustisch brillante« Verdichtung des Textes helfe bei der nüchternen Analyse eines nahezu unvorstellbaren Verbrechens, so die Jury. Die Edition »Jahrhundertstimmen 1945–2000. Deutsche Geschichte in über 400 Originalaufnahmen« erhielt die undotierte Auszeichnung in der Kategorie »Das besondere Hörbuch«. Für jeden Aspekt der deutschen Nachkriegsgeschichte seien passende Originaltöne gefunden worden. (dpa/jW)

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