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Aus: Ausgabe vom 24.04.2023, Seite 7 / Ausland

Namibia: Gedenkstein für Völkermordopfer

Windhuk. Herero und Nama haben am Sonnabend in Namibia ein Denkmal zur Mahnung an den Völkermord durch das Deutsche Kaiserreich eingeweiht. Vertreter beider Volksgruppen enthüllten auf der vor der Stadt Lüderitz gelegenen Insel Shark Island einen Gedenkstein für die Opfer. Dort befand sich ein Konzentrationslager der damaligen deutschen Kolonialherren. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Historiker schätzen, dass 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet wurden. Nach einem Gedenkmarsch durch die Straßen von Shark Island wurde im Rahmen eines Festakts ein Gedenkstein enthüllt, der an die Greueltaten, die seit 1904 begangen wurden, sowie die auf Shark Island verstorbenen Gefangenen erinnert. (dpa/jW)

  • Leserbrief von BVV (Beendet die Verehrung von Völkermördern) (27. April 2023 um 19:07 Uhr)
    Völkermord an Ovaherero und Nama: Aktivist*innen gestalten Berliner Denkmal für die Mörder um: Anlässlich des Genocide Rememberance Days in Namibia gestaltet die Gruppe »Beendet die Verehrung von Völkermördern« (BVV) mit einer Schablone und Sprühfarbe auf dem Berliner Friedhof Columbiadamm den sogenannten »Afrikastein« um. »Kein rassistisches Gedenken für Nazis und Völkermörder« steht nun auf dem Stein, der deutschen Soldaten gewidmet ist, die zwischen 1904 und 1908 den Völkermord an den Ovaherero und Nama im heutigen Namibia verübten. Der sogenannte »Afrikastein« gedenkt außerdem den Mördern des nationalsozialistischen »Afrikakorps«. »Dass es in Berlin keinen einzigen angemessenen Gedenkort für die Ovaherero und Nama gibt, hier aber seit über hundert Jahren so ein Völkermörderstein rumsteht, ist ein Skandal«, erklärt Sascha Effler, Sprecher*in der Grupe BVV. Verharmlosung von Völkermord Ausgerechnet zum Fuße dieses Völkermördersteins befindet sich bis heute das einzige Denkmal in Berlin, das vermeintlich den Opfern des Genozids, den Ovaherero und Nama gedenken soll. Ganze fünf Jahre hat die Erstellung dieser 2009 errichteten »Namibia-Gedenkplatte« gedauert. Heraus kam eine »Verharmlosung von Völkermord«, die »nicht für die Versöhnung mit Namibia geeignet ist«, wie der Afrika-Rat, der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER), Berlin Postkolonial, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund), p.art.ners berlin-windhoek, Solidaritätsdienst-international (SODI) und die Werkstatt der Kulturen in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten. Auf dem Friedhof könnte ein Mahnort für die schändliche Geschichte deutscher Erinnerungskultur entstehen, die stets mehr mit der Erinnerung an die Täter als der Erinnerung an die Opfer beschäftigt war. »Ein würdiges Gedenken für die Opfer des Völkermords an den Ovaherero und Nama ist nur an einem gut besuchten Ort und unter Einbeziehung von Ovaherero und Nama in die Denkmalgestaltung möglich«, so Sascha Effler.

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