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Aus: Ausgabe vom 12.02.2016, Seite 10 / Feuilleton

Ausverkauf

Von Wiglaf Droste

In Bamberg ist gerade Männerausverkauf; so jedenfalls stand es in einem Schaufenster zu lesen: »Männerausverkauf«. Es waren aber gar keine Männer zu sehen, jedenfalls nicht in der Auslage – aber vielleicht hinten, im Lager? Das wäre doch der perfekte Skandal: Männer werden in Lagern gehalten und aus- oder auch abverkauft! Das aufgebrachte, immer gleiche Geblöke – »Soweit ist es wieder gekommen in Deutschland!«, »Wehret den AnfängeRn!« und so weiter – ertönte massenhaft, und die armen Würstchen mit dem zarten Saitling im Schritt hätten mal wieder schön etwas zu flennen, und das tun sie ja am liebsten und können es am besten.

Ich stellte mir vor, ich sei einer dieser paranoiden Pimmelanten, die wähnen, sie würden von Frauen unterdrückt und niedergemacht, die sich von – zugegebenerweise nicht selten recht simpel gestrickten – beruflichen Sex/Gender-Heißluftpumpinnen umstellt und bedroht sehen und zwischen Fluchtreflex und Angriffsnot ihr kümmerliches Leben fristen. Ich müsste »Wann ist ein Mann ein Mann?« von Herbert Grönemeyer hören, oder auch von seinem Arztbruder Dietrich, denn das ist ja auch eine medizinische Frage, oder ich müsste den Matscho-Matschkopp geben, und so viel Camouflage wäre mir zu anstrengend, das möchte ich nicht.

Es ist doch schön, wenn sich die Menschen etwas gönnen – »It’s raining men« ist ein umwerfender, mitreißender und sehr lustiger Song voller Lebenslust und -kraft. Also bitte, liebe Damen, bedienen Sie sich, sofern sie etwas Akzeptables finden und solange der Vorrat reicht. Nur bitte nicht »Schnäppchen« sagen; das ist wirklich entwürdigend, und zwar beiderseits.

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