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Aus: Ausgabe vom 21.08.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Dokumentiert: »Das Problem heißt Rassismus«

* jW dokumentiert aus dem Aufruf zu einer Demonstration in Rostock-Lichtenhagen am 25. August, der unter anderem von der ver.di-Jugend und antifaschistischen Gruppen unterstützt wird:

Vor 20 Jahren eskalierten im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen die Angriffe eines rassistischen Mobs auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und eine benachbarte Vertragsarbeiter-Unterkunft zum größten Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. (…) Rostock-Lichtenhagen ist jedoch kein Einzelfall, sondern ein trauriger Höhepunkt einer rassistisch aufgeladenen Stimmung Anfang der neunziger Jahre im wiedervereinigten Deutschland: »Das Ausmaß rechten Terrors in den ersten Jahren nach der Wende und dessen Unterstützung durch große Teile der Bevölkerung und der politischen Eliten erscheint kaum faßbar: 17 Tote, 453 zum Teil schwer Verletzte und über 1900 gewalttätige Anschläge allein von 1989–1992« zählt der Journalist Matthias von Hellfeld. Im Jahr des Rostocker Pogroms 1992 gab es acht Sprengstoff- und 545 Brandanschläge, meist auf Flüchtlingswohnheime. Seit 1985 forderte die CDU/CSU eine Einschränkung des individuellen Grundrechts auf Asyl. Nach der Wiedervereinigung begannen CDU und CSU mit einer verschärfenden Kampagne für eine Veränderung des Grundrechts auf Asyl. Assistiert vor allem durch Boulevardmedien wurde eine Bedrohung Deutschlands durch eine »Flut« von »Schein- und Wirtschaftsasylanten« inszeniert (…).

Die folgenden Jahre bescheren eine unsägliche bundesdeutschen Debatte über die Naziszene wie den »verirrten Seelen«, »Vereinigungsverlierern« und ihrem »Schrei nach Liebe« abgeholfen werden könnte. Der Rassismus und die Nazigewalt wurden auf ein Problem der ostdeutschen »Beitrittsländer« und Jugend reduziert, welches mit verstärkter Sozialarbeit bekämpft werden sollte. (…)

www.lichtenhagen.net

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