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26.05.2017, 17:21:00 / No G20

Die Welt zu Gast bei Ausbeutern

Hotelbranche profitiert von G-20-Gipfel in Hamburg. Das Personal erwartet viel Stress für wenig Geld
Von Kristian Stemmler
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Spiegelbild der Elbphilharmonie am 5. Mai 2016 auf dem Hafengeburtstag in der Scheibe eines Fischbrötchenverkaufsstands

Nicht nur 19 Staatschefs und Vertreter der EU kommen in gut zweieinhalb Monaten zum G-20-Gipfel nach Hamburg, sondern auch Tausende Mitarbeiter in den Delegationen der Staaten und Tausende Journalisten. Für die Hotels in und um Hamburg ist das ein Riesengeschäft. Schon jetzt sind viele Häuser für die Tage des Gipfels, 7. und 8. Juli, ausgebucht. Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Anlass genug, auf die prekären Arbeitsbedingungen in der Branche aufmerksam zu machen. »G-20-Gipfel: Für die Hotels ein Riesengeschäft – aber nur mit fairen Arbeitsbedingungen!« heißt es in einer Pressemitteilung des DGB Hamburg vom Freitag.

»So manches Hotel baut sein Geschäftsmodell auf miesen Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhnen auf. Das verurteilen wir«, erklärte Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger in der Mitteilung. Sie versprach: »Auch vor und während des Gipfels werden wir genau hinschauen, wie die Unternehmen mit ihren Beschäftigten umgehen.« Dies gelte für das Servicepersonal ebenso wie für Reinigungskräfte oder Sicherheitsleute.

Scharfe Kritik an der Ausbeutung in den Hotels übte Rüdiger Winter vom Bildungswerk Arbeit und Leben Hamburg, das vom DGB und der Volkshochschule getragen wird. »Aus der Beratungspraxis unserer Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit bekommen wir Einblick in die Situation der Beschäftigten. Immer wieder kommen Menschen zu uns, die von schlechten Arbeitsbedingungen und Minibezahlung berichten. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Die Dunkelziffer schätze ich als erschreckend hoch ein.«

Winter illustrierte die Methoden der Hotels mit zwei Fällen. So wurde eine Hotelangestellte pro Zimmer und nicht pro Stunde bezahlt. Von neun Stunden Putz- und Aufräumarbeit bekam sie nur drei bezahlt. Für solche Praktiken sei ihr Arbeitgeber schon mehrmals erfolglos verklagt worden. Eine andere Angestellte reinigte Zimmer in einem Vier-Sterne-Hotel. Die Arbeitsstunden wurden zwar aufgezeichnet, jedoch das Ende der Arbeitszeit jeweils anhand der gereinigten Zimmer errechnet. So verdiente sie deutlich weniger, als ihr zustand. Nach der Probezeit wurde ihr gekündigt.

In der Pressemitteilung fordern der DGB Hamburg sowie die regionalen Bezirke der IG Bauen, Agrar, Umwelt und der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), dass den Beschäftigten der Hotels durch die hohen Sicherheitsvorkehrungen beim G-20-Gipfel keine Nachteile entstehen dürfen. »Wer als Beschäftigter in einem Hotel zum Beispiel keine Sicherheitsfreigabe bekommt, darf nicht in den Zwangsurlaub geschickt werden«, sagte Arno Fischer von der NGG.

Das Hamburger Abendblatt berichtete in seiner Ausgabe vom Samstag weiter hinten mit drei Absätzen über den Appell der Gewerkschaften. In derselben Ausgabe wurde der Lokalteil mit einem großen Beitrag über die Startschwierigkeiten des Luxushotels The Westin in der Elbphilharmonie aufgemacht. Gäste hätten sich im Internet über verdreckte Zimmer und unfreundliches Personal beschwert. Hoteldirektorin Dagmar Zechmann wird in der Zeitung mit der Äußerung zitiert, wie die gesamte Hotellerie habe man Probleme, »engagiertes und qualifiziertes Personal« zu finden. Liegt das vielleicht an den Arbeitsbedingungen in der Branche?

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