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Zaster für den Migrafunk

Von Pierre Deason-Tomory
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Mal woanders hin? Rom, Florenz, Mailand?

Niemand braucht in Sachsen in Sachen rechter Kulturkampf die AfD, es gibt ja noch die CDU. Die regiert hier ohne Mehrheit, nur mit etwas SPD-Lametta an der Tanne, und hat im Haushaltsentwurf für 2025/26 Gelder für die nichtkommerziellen Lokalradios gestrichen. Damit es die AfD nicht selber tun muss, später einmal. Aus einem Topf für Lokaljournalismusförderung bekamen die notorisch klammen Freien Radios 2024 noch 300.000 Euro. Die sollen rückwirkend ab 2025 entfallen, während die Privatradioklitschen durch besagtes Programm und darüber hinaus weiter bezuschusst werden. Ganz im Sinne der AfD, die hinnehmen musste, dass Radio Blau in Leipzig mit seinem Anteil aus der Förderung unter anderem die Migrantensendereihe »Echo Leipzig« finanziert hat.

Die Stelle für die Betreuung der ehrenamtlichen Macher ist seit Jahreswechsel unbesetzt. Da war noch Hoffnung, so Radio Blau-Sprecherin Anja Thümmler gegenüber junge Welt, »dass wir diese Stelle schnellstmöglich wieder besetzen können, aber das ist nur mit der Lokaljournalismusförderung möglich«. Und diese wird für die Freien Radios rückwirkend zum 1. Januar wegfallen, wenn die nichtbraune Opposition, die die CDU-SPD-Koalition für den Haushaltsbeschluss braucht, sie nicht wieder hineinverhandelt. Radio Blau ruft die Sachsen auf, ihre lokalen Landtagsabgeordneten zu bitten, sich dafür einzusetzen. Gleich heute, es eilt.

Programmvorschläge: Das »ARD-Radiofeature« berichtet über den »Aufstand auf den Balearen« gegen den Übertourismus (HR 2025, Di., 20.04 Uhr, MDR Kultur; Do., 18.04 Uhr, HR 2 Kultur; Fr., 15.05 Uhr, SWR Kultur; Sa., 9.05 Uhr, SR 2 Kultur, 13.05 Uhr, Bayern 2, 18.05 Uhr, Bremen zwei; So., 13.04 Uhr, WDR 5). Auf der anderen Seite des Urknalls existiert »Das Spiegeluniversum«, in dem die Zeit rückwärts läuft. Behaupten mein Onkel vom Mars und in den »Dimensionen« zwei Forscher der University of Edinburgh (Di., 19.05 Uhr, Ö 1). Zur selben Zeit beklagen sich im Deutschlandfunk »Herr Sejdic und Herr Finci«, dass sie nicht Präsidenten des EU-Protektorats Bosnien-Herzegowina werden können, weil der eine ein Jude und der andere ein Rom ist (DLF 2024, Di., 19.15 Uhr). Und im »Mikrokosmos« startet »Die Peter-Thiel-Story« in sechs Teilen – leider durch Musikgedudel und Autorenselbstbeschau gänzlich ruiniert (DLF 2025, Do., 20.30 Uhr).

Der »Bayern 2-Salon« öffnet am Freitag für das Stück »Alle Wege sind offen« mit Orientbeschreibungen von Annemarie Schwarzenbach (BR 2018, ab 20.03 Uhr, Bayern 2). Am Samstag läuft Brigitte Schwaigers Debutroman »Wie kommt das Salz ins Meer« als Hörspiel (ORF 2012, Sa., 14 Uhr, Ö 1). Zum »Werther« von Jules Massenet, aufgenommen im April, laden die ARD-Kulturradios ins Pariser Théâtre des Champs-Élysées (Sa., 20.03 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, MDR Klassik, NDR Kultur, SR 2 Kultur, Radio 3, SWR Kultur, WDR 3).

Später dann in »Trieb. (Punkt) Krieg«: »Ich sitze in einem Erdloch, genannt Unterstand! Famos! Das ist die Ethik des 20. Jahrhunderts. Und neben mir aus der Wand ringeln sich einige Regenwürmer. Das ist die Ästhetik des 20. Jahrhunderts.« Collage von Luise Voigt mit Texten von August Stramm (SWR 2023, Sa., 23.03 Uhr, SWR Kultur). Sonst wären da noch Gedichte von Emmy Hennings, gelesen von Silvia Meisterle in »Und nachts, da muss ich singen« (So., 8.15 Uhr, Ö 1), ein zweiteiliges Hörspiel nach »Tristram Shandy … Unglücksrabe« von Laurence Sterne (BR 1986, So. und Mo., 15.05 Uhr, Bayern 2) und »Schlafwagen Pegasus« von Thornton Wilder (HR 1953, Mo., 14.04 Uhr, HR 2 Kultur).

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