Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Sozialer Schmus

Von Andreas Gläser
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Die Kneipe danach

»Ich will immer soviel erleben und werde doch immer nur breit«, heißt es bei Sportsfreund Sven in einem Song. Davon kann so mancher Fan ein Lied singen. Drei Konzerte, zuzüglich der Kneipe danach, und zwei Fußballspiele innerhalb einer Woche, da fragt so mancher wieder nach Kaffee und Kuchen. All die Ligen und Vereine, die sich zumeist unter dem Radar abspielen, sind auch anstrengend.

Zu erleben gibt es traurige Abstiege und lustige Stagnation. Voll der Stress: Warum wurde der Anstoß verlegt, und was soll der Quatsch mit den alkoholfreien Getränken? Tausend Spiele werden es gewesen sein. Immer pünktlich auf der Tribüne, ein Stündchen vor dem Anstoß, zu dem die Kumpels auf den letzten Drücker erscheinen.

Skeptischer Blick ins weite Rund: Hm, das wird heute nichts. Weder mit einem Tor Vorsprung noch mit der ordentlichen Zuschauerzahl. Bisher stehen nur einige Fremdkörper herum, mit denen man das Transparent nicht an den Zaun knüpfen möchte, welches kaum von den Zuschauern gegenüber wahrgenommen wird oder von den umherflitzenden Spielern – und von irgendeiner Fernsehkamera schon gar nicht.

Doch Tradition ist Tradition. Sozialer Schmus. 20 Minuten vor dem Anstoß wird der erste Bekannte gesichtet und sofort zwangsverpflichtet, die Propaganda an den Zaun mit anzubringen, worauf weitere Kumpels wie auf Signal den Block erstürmen. Sie begrüßen sich übertrieben, so als hätten sie sich lange nicht gesehen. »Ey, bist älter geworden – zwei Wochen!« Die Mannschaften laufen aufs Feld, es gibt keine herzliche Begrüßung seitens der Zuschauer. Und bloß keinen Vorschuss an stimmungsvoller Unterstützung.

Das Spiel, es läuft nicht gut. Auf der Tribüne murrt ein Dutzend Waldorf-und-Statler-Imitatoren vor sich hin. Bierholen ist angesagt. Soviel, wie man tragen kann, also mindestens drei Becher. Wer mit einem Egobier zurückkommt oder sich nur durchschnorrt, kann gerne demnächst bei der nervenden Jugend stehen. Das Spiel, ach, all die Spiele. Warum hat das Schicksal uns nicht als Jazz spielende Global Player vorgesehen?

Erst mal was trinken. Immer noch 0:0. Aber auch kein Gegentor für unsere Tapferen. Wer zu gut spielt, spielt ohnehin nicht mehr lange bei uns. Welch blöde Gesetzmäßigkeit. Und wer aus einer höheren Liga einen halbwegs großen Namen mitbrachte, trainiert auf seine letzten Jahre in unserer 0:0-Liga noch ein bisschen ab. Immerhin steigt die Stimmung in unserer Stammtischarena. Es wird viel gelacht, auch ohne Torvorsprung. Doch ein Kumpel muss ermahnt werden: »Ey, du hast nur ein Bier für dich mitgebracht! Das machst du gleich wieder gut, ja? Nimm den Jugendlichen mal die Trommel und das Megaphon weg – dann ist es wieder schön hier!«

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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