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Aus: Ausgabe vom 10.06.2023, Seite 11 / Feuilleton
LGBTQ

Fieser Hintergrund

Rund 150.000 Menschen haben laut Stadtverwaltung in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv die diesjährige Pride Parade gefeiert. Mit Regenbogenflaggen und bunten Kostümen versammelten sie sich am Donnerstag abend an der Strandpromenade und zogen ausgelassen durch die Straßen. Sie kamen zusammen, um für gleiche Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Menschen (LGBTQ) zu demonstrieren. Die liberale Küstenmetropole gilt als Hochburg der Szene im Nahen Osten. Die Abschlussfeier ist in diesem Jahr erst einen Tag nach der Parade am Freitag geplant. Bei dem Konzert im Stadtpark werden erneut Zehntausende Menschen erwartet.

Die Pride-Feiern finden in diesem Jahr vor dem Hintergrund starker innenpolitischer Spannungen in Israel statt. Seit Monaten spaltet eine von der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vorangetriebene Justizreform weite Teile der Gesellschaft. Die LGBTQ-Gemeinschaft etwa befürchtet durch die geplante Reform eine Verschlechterung ihrer Rechte. Mehrere Minister in der Regierung sind offen homophob. Insbesondere die streng-religiösen Parteien lehnen Gesetzesänderungen zugunsten von nicht heterosexuellen Menschen ab. Sie sehen dies als Verstoß gegen jüdische religiöse Gebote an.

Es ist die am weitesten rechts stehenden Regierung in der Geschichte Israels. Regelmäßig versammeln sich Tausende Menschen, um gegen die geplante Beschneidung des Höchsten Gerichts zu protestieren. Bemühungen um einen Kompromiss erzielten bisher keinen Durchbruch. 2015 hatte ein strengreligiöser Jude bei der Gay Pride Parade in Jerusalem eine 16jährige erstochen. Ein Gericht verurteilte den Mörder später zu lebenslanger Haft plus 31 Jahre. (dpa/jW)

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