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Aus: Ausgabe vom 20.05.2010, Seite 12 / Feuilleton

Strauß ungenau

Der Intendant des Deutschen Theaters Berlin hat die Kritik des Dramatikers Botho Strauß am zeitgenössischen Theater zurückgewiesen. Strauß habe bei seiner Rede zur Verleihung des Joana-Maria-Gorwin-Preises die heutigen Theaterleute ohne wirkliche Argumentation in »Grund und Boden« geredet, sagte Ulrich Khuon am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Das finde er »eher merkwürdig«. Strauß hatte in der Rede, die auch in der Montagausgabe der FAZ abgedruckt war, behauptet, »gute, faszinierende Schauspieler« gebe es zwar in Hülle und Fülle, und der Nachwuchs sei »üppig und sein frühreifes Können weit ungezwungener und facettenreicher« als zu seiner Zeit. Doch gewännen sie »nur selten die Oberhand auf der Bühne«. Das Theater habe sich »zum Reservat für unantastbare Dummheit und Bildungsferne« ausgerufen und gebe »anders als Film, bildende Kunst, Epik keinerlei Impulse an die Zeit« mehr ab. Khuon sagte, er habe den Verdacht, Strauß gehe einfach nicht mehr ins Theater: »Er argumentiert deswegen nicht sehr genau, sondern redet halt in der Gegend herum.« (ddp/jW)

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