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Aus: Ausgabe vom 30.10.2008, Seite 13 / Feuilleton

Wollita für Wong

Am Sonntag wird in Berlin zum zweiten Mal die »Wollita«, der »Ich sehe was, was du nicht siehst«-Preis, verliehen.Er geht an den Künstler Ming Wong aus Singapur, der mit seinem Fünf-Minuten-Film »Lerne Deutsch mit Petra von Kant«, einer Verdichtung des Fassbinder-Klassikers »Die bitteren Tränen der Petra von Kant« Aufsehen erregt hatte. Wong schlüpft in die Rolle der Schauspielerin Margit Carstensen und übt »die Bewegungen, Emotionen und die Aussprache der Wörter für Situationen, denen er zu begegnen glaubt, wenn er durch Berlin zieht, als über 35jähriger Single, Homosexueller und aus einer ethnischen Minderheit stammender Künstler«, heißt es in der Begründung der Jury. Die »Wollita« wird gestiftet von der gleichnamigen, 1,70 m großen Topflappenhäkelpuppe, die 2004 von Wolfgang Müller und Françoise Cactus für eine Kreuzberger Ausstellung gegen sexuelle Gewalt geschaffen worden war, welche von der Springer-Presse als »Kinderpornoausstellung« verunglimpft wurde. Anschließend forderten 300 Unterzeichner einer Petition vom Springer-Verlag, als Entschuldigung den »B.Z. Kulturpreis« für »Wollita« zu vergeben – keine Reaktion. Statt dessen lobte Wollita« ihren eigenen Preis aus. 2007 ging dieser an Jörg Schröder und Barbara Kalender. (jW)

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