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Aus: kuba, Beilage der jW vom 20.07.2011

Kultur gegen Terrorismus

Kuba geht seinen eigenen Weg, auch wenn die USA dies nicht akzeptieren wollen
Von André Scheer
Eine Million Zuhörer: Begeisterte Jugendliche beim Konzert des k
Eine Million Zuhörer: Begeisterte Jugendliche beim Konzert des kolumbianischen Popmusikers Juanes auf dem Platz der Revolution in Havanna (September 2009)

Seit dem 23. Mai ist Carlos Hernandez Bürgermeister von Hialeah, einer gut 200000 Einwohner zählenden Stadt am Südostzipfel des US-Bundesstaates Florida. Sie gilt einer 2005 veröffentlichten Studie zufolge als die viertkonservativste Stadt der USA. Im Repräsentantenhaus wird der Distrikt, in dem Hialeah liegt, von Mario Diaz-Balart vertreten, einem der schärfsten Einpeitscher der exilkubanischen Rechten, dem jede Lockerung der Blockade Kubas durch die USA schon zu viel ist. Und so fand auch Hernandez schon kurz nach seinem Amtsantritt nichts dabei, den wohl bekanntesten Terroristen des Kontinents zum Ehrenbürger zu machen. Am 14. Juni, wenn in den USA der »Flag Day«, der Tag der Nationalflagge, begangen wird, überreichte der Bürgermeister Luis Posada Carriles die Schlüssel der Stadt.

Venezuela und Kuba verlangen seit Jahren die Auslieferung dieses Herrn, dem nicht nur zahlreiche Sprengstoffanschläge auf kubanische Einrichtungen zur Last gelegt werden, sondern vor allem auch die Beteiligung an dem Attentat auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug am 6. Oktober 1976, bei dem 73 Menschen getötet wurden. Die USA verweigern dies – über die Hintergründe dieser besonderen Obhut für einen Terroristen berichten wir auf Seite 8.

Dabei geht es nicht um längst vergangene Geschichten aus den heißesten Zeiten des Kalten Krieges. Bis heute sind die US-Geheimdienste auch in Kuba aktiv, werben Söldner an und halten Gruppierungen aus, die das gesellschaftliche System des Inselstaates untergraben sollen. Kuba hat sich auf diese Bedrohung eingestellt und kennt die internen Entwicklung in diesen Grüppchen. Wie das kleine Land dies erreicht, berichtet Deisy Francis Mexidor auf Seite 5.

Während die Angehörigen dieser Gruppen im Ausland gerne als die »gewaltfreie Opposition« gefeiert werden, versuchen andere Organisationen noch immer, die kubanische Regierung gewaltsam zu stürzen. Die US-Behörden sehen diesem Treiben weitgehend tatenlos zu. So entschlossen sich die kubanischen Behörden, selbst für ihren Schutz zu sorgen und Leute ihres Vertrauens in die rechtsextremen Gruppen in Miami und anderen Orten der USA zu entsenden. Seit fast dreizehn Jahren sitzen deshalb fünf Kubaner in US-Gefängnissen ein. Über diese als »Miami 5« weltbekannten Männer schreiben Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning auf Seite 7.

Dabei hat Kuba auch ohne eine solche Einmischung aus dem Norden genug zu tun. Der sechste Parteitag der kubanischen KP hat im April die Weichen für umfangreiche Wirtschaftsreformen gestellt. Über die Herausforderung, was dies für das kleine Land darstellt, sprachen wir mit Enrique Ubieta, dem Herausgeber der theoretischen Zeitschrift der KP Kubas, Cuba Socialista, auf den Seiten 2 und 3.

Während dieser die Entwicklung der Beziehungen zu den USA und zur Europäischen Union skeptisch beurteilt, hat sich die Freundschaft zwischen Kuba und Venezuela zu einer wichtigen Achse in Lateinamerika entwickelt. Über die Bedeutung der engen Verbindung zwischen beiden Ländern für die Integration eines ganzen Kontinents berichtet Modaira Rubio auf Seite 4.

So haben es Venezuela, Bolivien und Nicaragua durch die internationalistische Solidarität Kubas geschafft, den Analphabetismus zu besiegen. Kubanische Ärzte haben in den Armenvierteln der venezolanischen Städte dafür gesorgt, daß die Menschen kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Doch auch in Kuba engagieren sich Ärzte, Pädagogen und Künstler für die Schwächsten der Gesellschaft, zum Beispiel für behinderte Kinder. Wie so etwas aussieht, beschreibt Mario Arcadi aus Pinar del Río auf Seite 12.

Über solche Initiativen sagte einst Kubas Nationaldichter José Martí: »Demjenigen zu helfen, der Hilfe braucht, ist nicht nur ein Teil der Pflicht, sondern auch des Glücks.« Der Autor ist bis heute für kubanische Literaturwissenschaftler eine unerschöpfliche thematische Fundgrube. Mit dem Einfluß deutscher Sprache und Kultur auf das Werk Martís beschäftigt sich beispielsweise der Kulturattaché der kubanischen Botschaft in Berlin, Héctor Corcho Morales, auf Seite 11.

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