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Aus: Ausgabe vom 11.07.1997 / Ausland

Todesschüsse in Bosnien

SFOR macht Jagd auf mutmaßliche Kriegsverbrecher

Beim ersten gezielten Einsatz der SFOR-Truppen in Bosnien gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher ist nach Angaben der NATO und des britischen Außenministeriums am Donnerstag der frühere Polizeichef von Prijedor, Simo Drljaca, getötet worden. Der zweite »Verdächtige«, Mico Kovacevic, der als Leiter des Krankenhauses der nordwestbosnischen Stadt arbeitet, wurde festgenommen.Weder Drljaca noch Kovacevic sind jedoch vom Haager Kriegsverbrechertribunal öffentlich angeklagt worden. NATO-Oberbefehlshaber General George Joulwan erklärte allerdings, daß Kovacevic noch am Donnerstag dem Tribunal überstellt werden sollte.

Der britische Außenminister Cook begründete die Aktion damit, daß beide Männer den Truppen bekannt waren und deshalb festgenommen worden seien. Cook erklärte, Drljaca wäre gesucht worden. Nach Auffassung von Cook sei es schon immer Aufgabe der SFOR gewesen, mutmaßliche Kriegsverbrecher im Fall einer Begegnung festzunehmen, sagte Cook im Fernsehen. Allerdings war diese Aufgabe in der Vergangenheit nie klar gestellt worden; in ähnlich gelagerten Fällen haben die SFOR-Einheiten nicht zugegriffen.

Die bosnisch-serbische Präsidentin Biljana Plavsic verurteilte in einem öffentlichen Brief an den SFOR- Oberkommandierenden umgehend die Tötung Drljacas und forderte die sofortige Freilassung von Kovacevic. Erwartungsgemäß hat Bundesverteidigungsminister Rühe unterdessen den »gezielten Einsatz« der SFOR-Truppen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher in Bosnien gerechtfertigt. Der Minister sagte am Rande der Sitzung der Unionsfraktion zum Haushalt am Donnerstag in Bonn, wer Frieden in Bosnien wolle, müsse auch gegen die Kriegsverbrecher vorgehen.

jW/AFP/AP

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