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Aus: Ausgabe vom 07.11.2025, Seite 8 / Kapital & Arbeit
Ermittlungen in Finanzskandal

Indiens gierige Milliardäre

Banken und Investoren geprellt: Nach Fall Adani bahnt sich neuer Finanzskandal an
Von Thomas Berger
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Indiens Premier Narendra Modi (l.) mit dem Multimiliardär Gautam Adani (Mumbai, Oktober 2025)

Steht Indien vor einem neuen Finanzskandal aus den Reihen seiner Superreichen? Zumindest hat das Enforcement Directorate (ED), die führende Ermittlungsagentur in Sachen Finanzverbrechen, Vermögenswerte des Firmenimperiums von Anil Ambani im Gesamtumfang von rund 75 Milliarden Rupien, umgerechnet knapp 750 Millionen Euro, eingefroren. Unter den Gütern, die dem direkten Zugriff des Multimilliardärs vorerst entzogen sind, befinden sich Bürogebäude und Landflächen ebenso wie private Immobilien. Das ED hatte seine Ermittlungen im August auf Ersuchen des Central Bureau of Investigation (CBI), das als Art Generalstaatsanwaltschaft fungiert, aufgenommen. Gegen Anil Ambani und seine Handlanger steht der Verdacht von Veruntreuungen im großen Stil im Raum.

Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen eine Anzeige der State Bank of India (SBI), Indiens führendem staatlichen Bankhauses. Allein die SBI beklagt dabei 29,29 Milliarden Rupien (knapp 300 Millionen Euro) an nicht vereinbarungsgemäß bedienten Kreditschulden durch die Ambani-Firma Reliance Communications. Es handelt sich nach bisherigem Erkenntnisstand keineswegs um einen Einzelfall, sondern um eine effektive Betrugsmasche, mit der etliche Banken und private Investoren um immense Geldsummen geprellt wurden.

Dass die Dimension des Skandals noch deutlich größer sein dürfte, ist den Recherchen des nichtkommerziellen Newsportals Cobrapost zu entnehmen. »Wenn wir 1.784,91 Milliarden Rupien an nicht bedienten Krediten und 1.597,21 Milliarden Rupien zusammenpacken, die Hunderttausende von Investoren seit 2008 verloren haben, ist eine Gesamtsumme von 3.382,12 Milliarden Rupien verschwunden«, heißt es im Cobrapost-Report, zu dem Bahal, der auf Antikorruptionsfragen spezialisierte Anwalt beim Obersten Gerichtshof (Supreme Court) Prashant Bhushan und andere bei einer Pressekonferenz am 30. Oktober in Delhi näher Auskunft gaben.

Über einen längeren Zeitraum haben die Beteiligten akribisch eine Riesenmenge Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen – darunter Mitteilungen der Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI), von Finanzbehörden, gerichtliche Anordnungen und auch ausländische Dokumente – ausgewertet. Anil Ambani und sein Konzernverbund Reliance-ADAG seien nur der Anfang. Schon da scheint aber ein großer Fisch mit äußerst schwerwiegenden Anhaltspunkten für großangelegten Finanzbetrug ins Netz gegangen. Der laut dieser Berechnung eingetretene Gesamtschaden für die öffentliche Hand und letztlich den Steuerzahler beläuft sich somit auf umgerechnet rund 33,8 Milliarden Euro. Die von den Ermittlern per Anordnung vom 31. Oktober eingefrorenen Vermögenswerte betreffen Immobilien in acht indischen Großstädten, neben einer Privatresidenz in der Wirtschaftsmetropole Mumbai und einer Firmenzentrale in der Hauptstadt Delhi auch in Hyderabad, Chennai und anderen Orten.

Schon Anfang 2023 hatte ein Skandal Indien und die globale Finanzwelt erschüttert. Die auf Leerverkäufe spezialisierte Investmentfirma Hindenburg Research hatte Gautam Adani erheblichen Betrug vorgeworfen. Der vormals reichste Mann Asiens, dessen Konzernverbund nachfolgend um 70 Milliarden US-Dollar an Börsenwert verlor, soll seine Firmen für Investoren mit betrügerischer Absicht »hochgerechnet« haben. Seit November 2024 läuft in den USA ein Verfahren gegen ihn wegen Schmiergeldzahlungen in Höhe von 250 Millionen US-Dollar, um an staatliche Aufträge zu kommen.

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