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Aus: Ausgabe vom 24.09.2025, Seite 16 / Sport
Baseball

Der Weg zum Spektakel

Wie Baseball in Deutschland den »Home Run« schaffen will
Von Jens Walter
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Vor diesem Schläger müssen Sie keine Angst haben: Simon Liedtke von den Heidenheim Heideköpfen

Als Simon Liedtke mit dem letzten Treffer für die Entscheidung sorgt, ist der Jubel im Finale der Deutschen Baseballiga (DBL) groß. Durch seinen Schlag fliegt der Ball so weit, dass die Gegner ihn erst spät klären können – und da zwei seiner Teamkollegen es zurück zur »Base« schaffen, krönt der 24jährige seine Heidenheim Heideköpfe damit zum deutschen Meister. »Das war schon einer der besten Momente in meinem Leben«, sagt Liedtke. »Wir spielen dreieinhalb Stunden. Da musst du erst einmal das Glück haben, in dem Moment am Schlag zu sein.«

Knapp 1.000 Zuschauer sind im »Ballpark« dabei, als Heidenheim gegen die Guggenberger Legionäre in letzter Sekunde noch das Comeback gelingt. Auch viele Gästefans aus Regensburg feuern lautstark an – können aber nur zusehen, wie die Legionäre ihre Führung in der Verlängerung noch verspielen.

Was an einem Sonntag in Heidenheim zum großen Spektakel wird, ist in Deutschland dennoch eher eine Randerscheinung. In den USA gehört Baseball bekanntlich zu den beliebtesten Sportarten, auch in Teilen von Asien und Südamerika spielt es eine große Rolle. In der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB) zeigt sich das finanziell: Die New York Mets zahlen ihrem Baseballsuperstar Juan Soto über 15 Jahre mindestens 765 Millionen US-Dollar aus – vom Gesamtwert her der teuerste Vertrag eines Mannschaftssportlers überhaupt.

An solche Zahlen kommt in Deutschland kein Sport heran – erst recht nicht der Baseball. Wenn es nach dem Ligageneralsekretär Markus Jaisle geht, soll der Abstand künftig kleiner werden. Die DBL soll bekannter werden, etwa mit besseren Livestreams, in denen neuen Zuschauern die Regeln erklärt werden. Im Baseball gehe es für Fans auch nicht nur um das »Gewinnen und Verlieren«, findet Jaisle – sondern auch darum, dass sie während der langen Partien auch abseits des Platzes eine gute Zeit haben. Das Spiel in Heidenheim hat Dorfcharakter: Viele der Zuschauer schauen auf selbst mitgebrachten Campingstühlen zu und kommen zwischendurch zum Quatschen, die Kinder probieren sich mit Schläger und Handschuh selbst aus.

Zur Strategie gehört zudem ein professionellerer Auftritt – auch mit Unterstützung der MLB, die Jaisles Stelle als Generalsekretär finanziert. Zur neuen Saison verpasste sich die vormalige Baseballbundesliga eine neue Marke, zudem gründeten die Vereine im Juli einen Ligaverband. Markus Pollmeier, Vizepräsident des Deutschen Baseballverbands, sieht das als wichtigen Schritt: »Wenn ich den größten Erfolg aus diesem Jahr bemessen müsste, dann wäre es, dass erstmals gefühlt alle an einem Strang ziehen.«

Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll es auch mehr Breitensportler zum Baseball treiben. Wie einst Max Kepler, der im September sein zehnjähriges Jubiläum als Profispieler in der MLB feierte. Der Berliner hatte seine Karriere einst in Regensburg begonnen. »Wenn ich als Kind gesagt habe, ich gehe jetzt zum Baseballtraining – dann haben mich immer alle lustig angeschaut«, sagte er im Sport1-Interview. »Man muss schon ein bisschen einen anderen Weg gehen, um diesen Sport wirklich weiterzubringen.«

Als Nationalspieler ist Kepler nicht aktiv – schließlich muss er mehrmals die Woche in der MLB ran, wo den Profis selten Zeit für internationale Turniere bleibt. Für die Ambitionen des Verbands spielt das Nationalteam dennoch eine wichtige Rolle. Pollmeier sieht etwa den deutschen Basketball als Vorbild, der mit dem WM-Triumph 2023 einen richtigen »Push« bekommen habe. »Die Sportart ist ja quasi explodiert dadurch«, sagt der DBV-Vizepräsident.

Mit Spielern wie Jaden Agassi – Sohn der einstigen Tennisstars ­Steffi Graf und Andre Agassi – verpasste Deutschland im März die erhoffte WM-Qualifikation. Besser lief es beim Nachwuchs, auf den der Verband besonders stolz ist. Bei der U-18-WM wurde Deutschland Zehnter. Das womöglich wichtigste Turnier steht jedoch erst in knapp drei Jahren an: Bei den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles gehört Baseball einmalig wieder zum Programm.

Zunächst richtet sich der Blick aber auf die EM in diesem Jahr, bei der Deutschland seit dem 20. September in den Niederlanden antritt. Simon Liedtke ist nicht dabei. Er spielte zwar schon mal für die Nationalmannschaft, reiste nach seinem entscheidenden Schlag im Ligafinale aber weiter nach Australien – wo er nach einer spontanen Bewerbung in der dortigen Spitzenliga antreten wird. Doch das »übergeordnete Ziel« ist auch für Liedtke ganz klar: Olympia. »Das ist mein Traum. Ich würde alles dafür geben, da mal mitzuspielen.«

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