Blind Date

»Unglücklich sein ist für mich die Grundeinstellung im Leben. Deswegen gehe ich mit Frauen aus. Nicht um glücklich zu sein, sondern um mit dem Glück ein wenig Händchen zu halten«, gesteht Muttersöhnchen Markus (Dieter Landuris) beim Date auf einer Parkbank unweit des Friedhofs der frisch geschiedenen Julia (Janina Hartwig). Mit tief in die Stirn gedrücktem Hut, bis zum Hals zugeknöpften Trenchcoat und staksigem Gang – erinnert der gehemmte Hornbrillenträger nicht an irgend jemanden? Als könnte mein Sitznachbar Gedanken lesen, entfährt es ihm plötzlich: »Wie Inspector Clouseau!« Ich flüstere: »Peter Sellers oder Steve Martin?« – »Sellers!«

Landuris fliegen bei der »Fisch sucht Fahrrad«-Premiere im Schlosspark-Theater im Mai die Lacher des Publikums nur so zu. Da hat es die aus der Fernsehserie »Um Himmels Willen« als Ordensschwester Hanna Jakobi bekannte Janina Hartwig schwerer. Die Schauspielerin, deren Vater übrigens Sportjournalist der Jungen Welt war, hat recht, wenn sie sagt, dass sie den Kollegen (und die Zuschauer) nur über »Einfühlsamkeit« erreichen könne.

Gut gemachtes Boulevardtheater ist hohe Kunst. Auch auf die deutschsprachige Erstaufführung von Peter Quilters Stück »The Dating Game« (Übersetzung: Nathalie von Hallervorden) trifft dies zu. In Irene Christs Inszenierung mit vierfacher Starbesetzung – neben Landuris und Hartwig sind noch Caroline Beil und Hardy Krüger junior mit von der Partie – bilden Humor und Besinnlichkeit eine unwiderstehliche Allianz.

Hartwigs Julia hat sich nach 30 Jahren von Thomas (Hardy Krüger junior) scheiden lassen. Dennoch wollen die beiden immer noch miteinander befreundeten Neusingles nicht allein alt werden. Da die Partnersuche kompliziert ist, schmieden sie einen Plan, um sich durch den Dschungel von Dating-Apps und Blind Dates zu kämpfen: Alle Treffen finden mit dem Expartner im Hintergrund statt, sozusagen als Sicherheitsnetz. Es kommt zu einer Reihe von Dates mit zunehmend exzentrischen Personen. Da machen Hartwig und Krüger junior ihre Midlife-Crisis förmlich greifbar, bleiben aber auf behutsame Weise weiter neugierig auf die Liebe. Großer Applaus für die Fantastischen Vier des Schlosspark-Theaters.