WHO wappnet sich für Pandemie
Von Michael Merz
Nach dem Zufallsprinzip angeordnete Lockdowns, nur in reichen Ländern produzierte und verabreichte Impfstoffe, Geschäftemacher, die sich mit Schutzmaßnahmen dumm und dämlich verdienen – das alles soll es in einer Gesundheitsnotlage nicht mehr geben. So zumindest war es die Absicht der Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nach drei Jahren zäher Verhandlungen haben sie sich am Dienstag in Genf auf ein Abkommen geeinigt, das die Vorbereitung und den Verlauf einer Pandemie regeln soll. 124 Länder stimmten dafür. Gegenstimmen gab es keine. Elf Länder enthielten sich, darunter Polen, Israel, Italien, Russland, die Slowakei und der Iran.
Kern des Abkommens ist der schnelle Austausch über neue Krankheitserreger, um die Entwicklung von Gegenmitteln zu ermöglichen. Ein abschreckendes Beispiel, wie es im globalen Gesundheitsmanagement nicht mehr laufen soll, ist die Coronakrise. Sie kostete zwischen 2020 und 2022 Millionen von Menschen das Leben, brachte das öffentliche Leben in zahlreichen Staaten zum Erliegen, die Spätfolgen sind für viele Wirtschaftsbereiche und große Teile der Bevölkerung nach wie vor spürbar. Ob das Abkommen die erhoffte Wirkung zeigen wird, ist aber zu bezweifeln. Die US-Unterhändler zogen sich zurück, nachdem US-Präsident Donald Trump bei seinem Amtsantritt im Januar den Ausstieg der USA aus der WHO angekündigt hatte. Die USA waren bisher der größte Geldgeber und stellten rund 18 Prozent der Gesamtfinanzierung. Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Junior bezeichnete die WHO bei Fox News gar als »todgeweiht« und forderte andere Länder auf, es den USA gleichzutun.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sieht den rechtlich bindenden Vertrag jedoch laut AFP als wichtigen Erfolg, es sei »ein Sieg für die öffentliche Gesundheit, die Wissenschaft und multilaterales Handeln«. Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) bezeichnete den Pakt als »ein wichtiges Zeichen für Solidarität und Multilateralismus«.
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