USA auf Rezessionskurs
Von Lucas Zeise
Donald Trump hat den überraschenden Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal um 0,3 Prozent (gegenüber dem Vorquartal) mit dem Hinweis kommentiert, das sei noch auf die schlechte Wirtschaftspolitik seines Vorgängers Joe Biden zurückzuführen. Er hat recht mit dieser Feststellung. So schnell wirkt Regierungspolitik nicht auf ökonomisches Handeln. Auch die Trump unfreundlich gesonnenen Kommentatoren sehen das so. Sie weisen darauf hin, dass das BIP durch die Ankündigung von hohen Zöllen stark verzerrt worden sei. Importeure hätten im Februar und März des Jahres – also schon vor dem 2. April, als Trump die wüstesten Zölle gegen fast alle Länder des Globus verkündet und eine Woche später wieder vorläufig zurückgenommen hatte – massenhaft in die USA geliefert, um sie noch zollfrei verkaufen zu können. Da Importe sinnvollerweise bei der Berechnung des BIP abgezogen werden, sei so insgesamt das BIP geschrumpft. Eine Rezession, die nach den Gebräuchen der US-Ökonomenzunft erst dann ausgerufen wird, wenn die Wachstumsrate des BIP zwei Quartale hintereinander negativ ausfällt, sei deswegen – mit der Betonung auf deswegen – nicht zu erwarten.
Im Gegenteil. Da nun schon viele Importwaren im Land sind, dürfte das im zweiten und vielleicht auch dritten Quartal den von der Regierung beabsichtigten Rückgang der Einfuhren verstärken und damit für eine Steigerung des BIP sorgen. Für die Dynamik der konjunkturellen Entwicklung haben die kurzfristigen Schwankungen der Einfuhr aber wenig Bedeutung. Im Grunde ist es ja auf längere Sicht vernünftig, die Produktion von Gütern, die in den USA produziert werden können, ins Land zurückzuholen. Warum sollen US-Amerikaner überhaupt BMW oder Toyota fahren und nicht einfach einen Ford? Warum sollen in US-Industrieprodukten unbedingt Chips aus Taiwan oder der VR China eingebaut werden? Im Prinzip hat Trump recht. Für die US-Volkswirtschaft wäre es besser, wenn nicht nur BMW, sondern auch andere Industriekonzerne ihre Fabriken in den USA errichten und so den US-Markt bedienen würden. Die Deindustrialisierung des Landes könnte gestoppt und in eine Reindustrialisierung umgewandelt werden.
Man kann den Vorgängerregierungen nicht vorwerfen, dass sie sich nicht bemüht hätten, Industriekonzerne ins Land zu holen. Deshalb befindet sich ja eine große BMW-Fabrik im gewerkschaftsschwachen Südosten des Landes. Und gerade Biden hat mit viel Staatsknete ziemlich erfolgreich Industrieinvestitionen ins Land gelockt. Das im Vergleich zur Konkurrenz in der EU und in Japan hohe Wachstum der USA in den vergangenen Jahren ist Beleg dafür. Die von den Trump-Leuten beklagte Deindustrialisierung des Landes ist schließlich ausdrücklicher Wunsch des Kapitals. Die Löhne sind in Asien und Mexiko immer noch weit niedriger als in den USA. Und überhaupt, gerade die hohen Profitmassen machen steigenden Kapitalexport unumgänglich.
Auch kurzfristig helfen die Importzölle nicht. Weil China – auch wegen des Zollkriegs – zu teuer wird, schaltet Apple, wie angekündigt, auf Lieferanten aus Indien um. Wenn Trump nicht einlenkt, knickt der Aktienmarkt ein, und die Rezession in den USA ist das Resultat.
Unser Autor ist Finanzjournalist und Publizist. Er lebt in Aachen
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Sean Rayford/AP Photo/dpa26.10.2022
Klotzen in den USA
- Hauke-Christian Dittrich/dpa20.11.2019
Krieg der Krise
- Andrew Harnik/AP/dpa06.12.2018
Showtime im Weißen Haus
Regio:
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Den Angriffen trotzen
vom 03.05.2025 -
Blackout durch Profitgier
vom 03.05.2025 -
Es kommt auf die Basis an
vom 03.05.2025