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Aus: Ausgabe vom 09.11.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Kooperationsabkommen

Caracas und Moskau paktieren

Russland und Venezuela vereinbaren in 17 Kooperationsabkommen eine umfangreiche wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit
Von Volker Hermsdorf
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Daumen hoch: Venezuelas Präsident Nicolás Maduro erfreut über bilaterale Verträge (Caracas, 7.11.2024)

Russland und Venezuela wollen ihre bilaterale Zusammenarbeit weiter ausbauen. Am Donnerstag unterzeichneten der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Tschernyschenko und die venezolanische Vizepräsidentin Delcy Rodríguez in Caracas 17 Kooperationsabkommen, die den Entwicklungsplan für Schlüsselbereiche der binationalen Zusammenarbeit bis 2030 festlegen.

»Russland ist bereit, mit Venezuela noch enger zusammenzuarbeiten. Wir halten es für nötig, die venezolanische Souveränität zu schützen und die Unterstützung zum Aufbau einer unabhängigen, autarken Wirtschaft zu stärken«, erklärte Tschernyschenko während seines Treffens mit Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Moskaus Botschafter in Caracas, Sergej Melik, hatte am Mittwoch bereits angekündigt, dass die beiden Länder »neue finanzielle, kommerzielle und logistische Beziehungen« aufbauen würden, um den internationalen Sanktionen, vor allem der USA, zu begegnen. »Möge diese Allianz ein neues Modell ermöglichen, das uns unabhängiger und souveräner macht«, so Delcy Rodríguez über die Erwartungen ihres Landes an den Ausbau der Kooperation.

»Mit diesen Verträgen besiegeln und konsolidieren wir den Weg der Einheit und der Zusammenarbeit zwischen Russland und Venezuela bis 2030 und darüber hinaus«, sagte Maduro im staatlichen Fernsehsender Venezolana de Televisión. Er bekräftigte seine Auffassung, beide Nationen teilten das Ziel »einer Weltordnung, in der es keine Hegemonien, keine Erpressung, keine Sanktionsdrohungen und keinen Druck« gebe. Die aktuellen Vereinbarungen sind das Ergebnis des 18. Treffens einer als »CIAN« bezeichneten zwischenstaatlichen Kommission. Deren Aufgabe bestehe nicht nur darin, die bilateralen geopolitischen Beziehungen weiter zu stärken, sondern auch die Volkswirtschaften beider Länder vor Blockaden zu schützen, um sie unabhängiger zu machen, sagte Rodríguez.

Zu den unterzeichneten Dokumenten gehören Abkommen über gemeinsame Investitionen und Entwicklungen in den Bereichen Technologie, Bildung, Wissenschaft, Erdöl, Gas, Petrochemie, Handel, Bergbau, Energieversorgung, Verbundnetze und Tourismusentwicklung. Außerdem wurden Regelungen über neue Finanzierungsquellen, die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Unternehmern, sowie neue Zahlungsmodalitäten in den Landeswährung (Rubel und Bolivar) vereinbart. Zum Abschluss des CIAN-Treffens wurden auch konkrete Kooperationen zwischen einzelnen Unternehmen beider Länder vereinbart.

So sollen die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft PDVSA und der russische Ölkonzern Rosneft bei Schulungen und technischen Beratungen im Bereich Energiesicherheit enger zusammenarbeiten. Venezuelas Fluggesellschaft Conviasa vereinbarte mit der RT Project Technologies ein Abkommen über die Entwicklung von Informationstechnologien. Ferner wurde mit der russischen TNG-Gruppe ein Abkommen über die Förderung von besonders schwerem Rohöl im Orinoco-Gürtel geschlossen, einer Region mit bedeutenden Erdölressourcen. Außerdem vereinbarten beide Staaten einen Vertrag über Nachrichtendienste und Spionageabwehr. Zur Förderung touristischer Besuche von Russen in Venezuela und Venezolanern in Russland streben beide Länder für die kommenden Jahre tägliche Flugverbindung zwischen verschiedenen Regionen Russlands und Venezuelas an.

Beide Länder seien »Opfer von kriminellen, illegitimen und rechtswidrigen Blockaden« und müssten deshalb »auf der Suche nach wirtschaftlicher und technologischer Souveränität ihre Kräfte bündeln«, hatte Delcy Rodríguez vor Unterzeichnung der Verträge in Caracas betont. Sie verwies darauf, dass ihr Land über die weltweit größten Ölreserven verfügt und den siebten Platz bei Gasvorkommen einnimmt. Da »beide Nationen zu den größten Gas- und Ölmächten der Welt zählen«, sei es »unmöglich, Russland und Venezuela aus der internationalen Energieversorgung auszuschließen«, folgerte sie. Ein Beleg dafür sei unter anderem die positive wirtschaftliche Entwicklung beider Länder, trotz aller westlichen Sanktionen.

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