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Aus: Ausgabe vom 29.10.2024, Seite 2 / Ausland
Lateinamerika

»Ortega ist in Nicaragua hoch angesehen«

Leverkusen: Treffen von internationalen Solidaritätsgruppen. Ein Gespräch mit María Mínguez Vázquez und Joakín Alfonso
Interview: Carmela Negrete
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Feiern zum 43. Jahrestag der sandinistischen Revolution (Managua, 19.7.2022)

Was ist das Europäische Solidaritätskomitee mit Nicaragua?

Joakín Alfonso: Es wurde 2013 von einigen Gruppen gegründet, die hauptsächlich aus der Solidaritätsbewegung der 1980er Jahre stammen. Seitdem wurden mehrere Treffen organisiert, um Aktivitäten zu planen und darüber zu sprechen, wie wir die Solidarität mit Nicaragua weiterführen wollen. Das jetzige war das neunte.

María Mínguez: 2018 gab es einen Putschversuch in Nicaragua, der eine Überraschung für viele Menschen und Gruppen war, da die Aufmerksamkeit nachgelassen und sich auf andere Länder wie Venezuela, Kuba, Palästina oder die Westsahara konzentriert hatte. Der Putschversuch war eine Erinnerung an die bestehende Gefahr, dass der US-Imperialismus der sandinistischen Volksrevolution ein Ende bereiten könnte.

Welche Arbeit leisten Sie konkret?

M. M.: Unsere Hauptaufgabe hier in Europa besteht darin, die mediale Blockade zu durchbrechen, da die meisten Medien eine feindselige Haltung gegenüber Nicaragua einnehmen. Unsere Aufgabe ist es also, dieses Bild, mit dem hauptsächlich Lügen verbreitet werden, zu ändern und die sozialen Fortschritte in Nicaragua bekannt zu machen, etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Arbeit, Ernährungssouveränität. Fast 90 Prozent der konsumierten Lebensmittel werden im eigenen Land produziert. Nicaragua gehört laut der UNO zu den fünf führenden Ländern in bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter. Die Bildung erreicht fast 100 Prozent der Bevölkerung. Einige Komitees unterstützen vor Ort Projekte von Organisationen, Gemeinden oder Rathäusern.

Wie lief das Treffen jetzt in Leverkusen?

J. A.: Wir haben uns mit Gruppen aus Schweden, Dänemark, der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Chile getroffen. Viele kamen auch aus Spanien, wo es eine lange Tradition der Solidarität mit Nicaragua gibt. Jedes Jahr behandeln wir ein allgemeines Thema. Dieses Jahr konzentrierten sich die Debatten auf die Rolle Nicaraguas in einer neuen multipolaren Welt.

M. M.: Wir finden es sehr bedenklich, dass die Rolle, die Nicaragua momentan in der Welt spielt, vielfach verschwiegen wird. Nicaragua hat die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen, während andere Länder trotz Protesten der Bevölkerung weiterhin Beziehungen zu Israel unterhalten und sogar Waffen liefern. Nicaragua hat zudem Deutschland wegen seiner Rolle bei Waffenlieferungen vor internationale Gerichte gebracht.

J. A.: Das Treffen wurde diesmal den deutschen Genossen Berndt Koberstein und Tonio Pflaum gewidmet, die in den 1980er Jahren von der Konterrevolution ermordet wurden, sowie dem sandinistischen Funktionär Jacinto Suárez. Wir hatten auch den Außenminister von Nicaragua und einen Berater des Präsidenten zu Gast, die über die aktuelle Situation im Land berichteten.

Und was hat der Minister erzählt?

M. M.: Der Minister berichtete über die Probleme, die sie vor allem aufgrund der Sanktionen der USA und der EU gegen Nicaragua haben, und wie diese sich auswirken. Sie erhalten Unterstützung von China, Russland sowie von den ALBA-Ländern.

Gibt es eine neue Generation, die Ihre Arbeit übernimmt?

M. M.: Wie in fast allen sozialen und politischen Kollektiven gibt es ein Problem mit dem Generationenwechsel. Dieser Wechsel kann durch die Brigaden gelingen, die im Sommer organisiert werden, damit Menschen nach Nicaragua reisen und das Land kennenlernen können. Ein wichtiges Ergebnis unseres Treffens ist das Ziel, in diesem Jahr nicht nur weiterzumachen, sondern vor allem zu versuchen, mehr junge Menschen dazu zu bringen, nach Nicaragua zu reisen, um die Realität selbst zu sehen, nicht das, was die Medien hier berichten.

Gibt es auch einen Generationenwechsel in der Regierungspartei FSLN?

J. A.: Ja. Es gibt also eine Beteiligung junger Menschen, und zwar nicht nur durch die Gründung von Organisationen, sondern auch durch ihre Teilnahme am täglichen Entwicklungsprozess des Landes. In den Ministerien kommen ebenfalls viele junge Leute zum Zug. Präsident Daniel Ortega ist in Nicaragua hoch angesehen, auch wenn das im Ausland ganz anders dargestellt wird. Die FSLN hat jede Wahlniederlage ohne Probleme eingestanden. Und bei den letzten Kommunalwahlen war die Unterstützung für die Sandinistas mit 85 Prozent absolut überwältigend.

María Mínguez Vázquez und Joakín Alfonso sind aktiv beim Europäischen
Solidaritätskomitee mit Nicaragua

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